![]() |
|
... newer stories
DAS PHONETIK-BLOG [foˈneːtɪkˌblɔk]
Dienstag, 19. August 2008
Wörter-[buːx] V [Fester Link zum Beitrag]
Anmerkung zu Martin Scorsese: Bei der obigen Angabe handelt es sich um eine Transkription des Namens, wie ihn der Regisseur selbst bei einem Auftritt in einer 2008 gezeigten Folge der US-Fernsehserie Entourage ausspricht. Dafür, dass Scorsese seinen Namen – wie vielerorts behauptet – (auch) [skɔːrˈseɪzi] spricht, gibt es meines Wissens keine Belege. Anmerkung zu Tagalog: /t/ wird apiko-dental oder apiko-alveolar und, wie alle Plosive dieser Sprache, unaspiriert realisiert, also [t̺⁼]; /l/ ist dental, also [l̪]; /o/ spricht sich [o̞]. Auch im Tagalog, dessen Name hier transkribiert ist, unterscheidet die Vokallänge keine Wörter voneinander, wohl aber tut dies die Betonung. Wie im Georgischen sind betonte Vokale jedoch phonetisch länger als unbetonte. Samstag, 5. Juli 2008
Madame Tussauds [Fester Link zum Beitrag]
Das Londoner Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds (auch im Englischen tatsächlich ohne Apostroph) hat neuerdings eine Niederlassung in Berlin. In der britischen Hauptstadt hatte Marie Grosholtz (1761–1850) das Museum 1835 gegründet – mit den Figuren ihres Onkels und unter dem Namen ihres ersten Mannes, François Tussaud. In Frankreich, wo sie ihn traf und auch wieder verließ, spricht man den heute quasi ausgestorbenen Nachnamen [tyˈso]. In Deutschland wird Madame Tussauds in der Regel [maˈdam tyˈsoːs] gesprochen. Wer des Französischen nicht kundig ist, mag die Schreibweise des Namens missdeuten und – wie oft gehört – bei [tuˈsoːs] herauskommen. Indes müsste im Französischen für diese Lautung der Name ›Toussaud‹ geschrieben werden. Im Englischen erübrigen sich derartige Überlegungen, da ein Äquivalent für das französische [y] ohnehin fehlt. Amerikaner sprechen folglich von [ˈmædəm tuˈsoʊz]; für Briten heißt die Ausstellung meist [ˈmædəm təˈsɔːdz]. Unbeachtet bleibt, dass das geschriebene ›d‹ ursprünglich keine phonetische Entsprechung hatte.
Tour de France 2008 [Fester Link zum Beitrag]
Vom heutigen 5. bis zum 27. Juli 2008 findet die 95. Tour de France statt. Hier die korrekte Aussprache der Start- und Zielorte der 21 Etappen – garantiert dopingfrei:
Samstag, 5. Juli (197,5 km) Brest / Finistère [bʀɛst] – Plumelec / Morbihan [plymˈlɛk] Sonntag, 6. Juli (164,5 km) Auray / Morbihan [ɔˈʀɛ] – Saint-Brieuc / Côtes d’Armor [sɛ̃bʀiˈø] Montag, 7. Juli (208 km) Saint-Malo / Ille-et-Vilaine [sɛ̃mɑˈlo] – Nantes / Loire-Atlantique [nɑ̃t] Dienstag, 8. Juli (29,5 km; EZF*) Cholet / Maine-et-Loire [ʃɔˈlɛ] – Cholet Mittwoch, 9. Juli (232 km) Cholet – Châteauroux / Indre [ʃɑtoˈʀu] Donnerstag, 10. Juli (195,5 km) Aigurande / Indre [ɛɡyˈʀɑ̃d] – Super Besse / Puy-de-Dôme [syˌpɛʀˈbɛs] Freitag, 11. Juli (159 km) Brioude / Haute-Loire [bʀiˈud] – Aurillac / Cantal [ɔʀiˈjak] Samstag, 12. Juli (172,5 km) Figeac / Lot [fiˈʒak] – Toulouse / Haute-Garonne [tuˈluz] Sonntag, 13. Juli (224 km) Toulouse – Bagnères-de-Bigorre / Hautes-Pyrénées [baˈɲɛʀ dəbiˈɡɔʀ] Montag, 14. Juli (156 km) Pau / Pyrénées-Atlantiques [po] – Hautacam / Hautes-Pyrénées [otaˈkam] Dienstag, 15. Juli Erster Ruhetag Mittwoch, 16. Juli (167,5 km) Lannemezan / Hautes-Pyrénées [lanməˈzɑ̃] – Foix / Ariège [fwa] Donnerstag, 17. Juli (168,5 km) Lavelanet / Ariège [lavlaˈnɛ] – Narbonne / Aude [naʀˈbɔn] Freitag, 18. Juli (182 km) Narbonne – Nîmes / Gard [nim] Samstag, 19. Juli (194,5 km) Nîmes – Digne-les-Bains / Alpes-de-Haute-Provence [diɲleˈbɛ̃] Sonntag, 20. Juli (183 km) Embrun / Hautes-Alpes [ɑ̃ˈbʀœ̃] – Prato Nevoso / Cuneo (I) [ˈpraːto neˈvoːso] Montag, 21. Juli Zweiter Ruhetag Dienstag, 22. Juli (157 km) Cuneo / Cuneo (I) [ˈkuːneo] – Jausiers / Alpes-de-Haute-Provence [ʒoˈzje] Mittwoch, 23. Juli (210,5 km) Embrun – L’Alpe d’Huez / Isère [lalpˈdɥɛz] Donnerstag, 24. Juli (196,5 km) Le Bourg-d’Oisans / Isère [ləˈbuʀ dwaˈzɑ̃] – Saint-Étienne / Loire [sɛ̃teˈtjɛn] Freitag, 25. Juli (165,5 km) Roanne / Loire [ʀwan] – Montluçon / Allier [mɔ̃lyˈsɔ̃] Samstag, 26. Juli (53 km; EZF*) Cérilly / Allier [seʀiˈji] – Saint-Amand-Montrond / Cher [sɛ̃taˈmɑ̃ mɔ̃ˈʀɔ̃] Sonntag, 27. Juli (143 km) Étampes [eˈtɑ̃p] – Paris, Champs-Élysées [paˈʀi | ʃɑ̃zeliˈze] (* Einzelzeitfahren) Anmerkungen: Von den meisten Sprechern in Frankreich wird [ɑ] nicht (mehr) von [a] unterschieden; dann ist Letzteres dort einzusetzen, wo oben – ohnehin nur in zwei Transkriptionen – Ersteres auftaucht. Die Wörter patte [pat] und pâte [pɑt] sind für diese Sprecher keine Minimalpaare, sondern Homophone – sofern der Zusammenfall der Phoneme nicht, zumindest in kritischen Kontexten, kompensiert wird durch eine Längung des [a], wo es [ɑ] ersetzt. Das Gleiche gilt für [ɛ̃], das die Mehrzahl der Franzosen statt [œ̃] spricht. Neben [ʀ] ist [ʁ] eine weitverbreitete Realisierung des Phonems /r/. Dienstag, 24. Juni 2008
Wörter-[buːx] IV [Fester Link zum Beitrag]
In den letzten Wochen gehört und gewundert:
Anmerkung zu Ayrton Senna: Die Vokalreduktion des brasilianischen Portugiesisch unterscheidet sich hörbar von der, die Sprecher der europäischen Varietät der Sprache produzieren. So wird ein silbenfinales /a/ von den meisten brasilianischen Sprechern weniger stark ›reduziert‹, das heißt: zentralisiert, als von europäischen. Beispielsweise lautet ›vaca‹ (dt. ›Kuh‹) in Portugal [ˈvakɐ]; für Brasilien wäre [ˈvaka̽] als engere Transkription denkbar, wobei das Diakritikum anzeigt, dass der Vokal zur Mitte hin zentralisiert wird, aber seine ursprüngliche Qualität erkennbar bleibt. Zur Vereinfachung schreibe ich oben [a]. Sonntag, 25. Mai 2008
Wörter-[buːx] III [Fester Link zum Beitrag]
Mittwoch, 14. Mai 2008
Zwei Akzente [Fester Link zum Beitrag]
Beim Googlen bin ich auf eine CD-Besprechung von vor drei Jahren gestoßen. Darin wird überrascht angemerkt, dass die irische Musikerin Róisín Murphy »auf dem Cover ihren Vornamen mit zwei Accent aigu* versieht […] – wie auch immer sich das auf die Aussprache auswirken mag.« Da Frau Murphy englische Muttersprachlerin ist: zunächst einmal gar nicht. Wie hier bereits notiert, gebraucht sie selbst die Aussprache [ɹʌˈʃiːn ˈmɝːfi], und würde das vermutlich auch tun, wenn die zwei Akzente nicht da wären. Im Irischen sieht es anders aus: Róisín lautet hier [ˈɾˠoːʃiːnʲ]. Fehlte der Akzent auf dem ›o‹, wäre der erste Vokal ein [ɔ], wie zum Beispiel im Infinitiv des Verbs ›clois‹ (dt. ›hören‹) [kɫ̪ɔʃ]. In anderen Umgebungen kann die gleiche Buchstabenfolge andere phonetische Werte annehmen: So spricht man das Wort ›coill‹ (dt. ›Wald‹) als [kəilʲ], ›droim‹ (dt. ›Rücken‹) als [d̪ˠɾˠiːmʲ] und ›troid‹ (dt. ›Kampf‹) als [t̪ˠɾˠɛdʲ]. Und in ›coirnéal‹ (dt. ›Ecke‹), einem wohl dem Englischen entlehnten Begriff, findet man die phonetische Qualität aus dem Vornamen wieder: Das Wort spricht sich [ˈkoːɾˠnʲeɫ̪]. Auch der Akzent auf dem ›i‹ hat mehr als eine schmückende Funktion, wenngleich er die Aussprache auf weniger drastische Weise verändert: Im Wort ›inní‹ (dt. ›Eingeweide‹) sind beide Laute zu hören; man spricht es [ˈɪnʲiː]. Im Irischen unterscheidet sich ›nn‹ phonetisch nicht vom einzelnen Vorkommen des Buchstaben; es gibt – auch bei anderen Konsonanten – keine Längung. Die entscheidende Differenzierung, wie sie in den Transkriptionen zu sehen ist, trennt Konsonanten nach ihrer graphemischen Umgebung: Ist der nächste geschriebene Vokal ein ›a‹, ›o‹ oder ›u‹, ist der Konsonant ›broad‹, also – grob gesagt – velarisiert oder jedenfalls nicht patalisiert. Die palatalisierten Konsonanten, ›slender‹ genannt, treten in der Umgebung der Vokalgrapheme ›e‹ und ›i‹ auf. Ein Beispiel: Der Buchstabe ›g‹ vor ›a‹, wie in ›gaineamh‹ (dt. ›Sand‹), wird nicht palatalisiert, das Wort lautet [ˈɡanʲau]; vor ›e‹ verändert sich die Aussprache von ›g‹, wie in ›gearr‹ (dt. ›kurz‹) zu [ɟaːɾˠ]. Wer zum ersten Mal Sprecher des Irischen hört, mag die Opposition velarisiert – palatalisiert spontan in Frage stellen: In dem Fast-Minimalpaar ›bád‹ (dt. ›das Boot‹) [bˠad̪ˠ] vs. ›báid‹ (dt. ›des Bootes‹) [bˠaːdʲ] etwa klingt das palatalisierte ›d‹ wie eine alveolo-palatale Affrikate; auch das stimmlose Gegenstück [tʲ] sowie [c] und [ɟ] könnten ›affrikatisiert‹ werden.
*Beckmesser-Fußnote: ›Zwei Accents aigus‹ bzw. ›zwei Akute‹ ist wohl gemeint. Sonntag, 4. Mai 2008
Korrekt archaisieren [Fester Link zum Beitrag]
Laura Marling, eine junge englische Songwriterin, hat vor einigen Wochen ein Album mit dem Titel Alas, I Cannot Swim veröffentlicht. Die Platte wurde im deutschen Radio besprochen, und schon klang ›alas‹ ähnlich wie der Frauenname ›Alice‹. In Wörterbüchern wird ›alas‹, was so viel wie ›leider‹ bedeutet, als altertümelnder oder literarisierender Begriff geführt. Es gibt eine Reihe weiterer englischer Wörter, die gerade wegen ihres heute archaischen Beiklangs noch gerne in Texte eingeflochten werden. Das ist als Stilmittel natürlich erlaubt – und noch eleganter, wenn man beim Vortrag die korrekte Aussprache parat hat. Da wären etwa die mit ›alas‹ [əˈlæs] gleichbedeutenden ›alack‹ [əˈlæk] und ›lackaday‹ [ˈlækədeɪ]. Für die Interjektion ›Zounds!‹ [zaʊndz] gibt es die schöne deutsche Übersetzung ›Sapperlot!‹, das heute höchstens von Sprechern fortgeschritteneren Alters, vulgo: Oma und Opa, zu hören ist. Das Original ist bei Shakespeare, je nach Stück, im halben Dutzend zu bekommen. Auch von den Temporal- und Lokaladverbien haben sich einige Vertreter ins Englische des 21. Jahrhunderts gerettet: Die altmodische Variante von ›between‹ lautet ›betwixt‹ [bɪˈtwɪkst], für ›kurz darauf‹ hieß es – im Rime of the Ancient Mariner (Ende 18. Jh.) beispielsweise – ›eftsoons‹ [ɛftˈsuːnz], ›thenceforth‹ [ˌðɛntsˈfɔːθ] wurde von Begriffen wie ›thereafter‹ verdrängt, statt ›ofttimes‹ [ˈɒfttaɪmz] sagt man heute wohl eher ›frequently‹. Noch ein paar nette Vokabeln: Mit ›certes‹ [ˈsɜːtɪz] lässt sich trefflich latinisieren, ›maugre‹ [ˈmɔːɡə] deutet Französischkenntnisse an, bei ›forsooth‹ [fəˈsuːθ] fühlt man sich gleich zu Pepys & Co. zurückversetzt. Als phonetische Stolperfalle von diesen Wörtern wohl am besten geeignet sind folgende zwei: Mit ›yclept‹ [ɪˈklɛpt], was so viel bedeutet wie ›genannt‹, spielt James Joyce im ›Oxen of the Sun‹-Kapitel seines ›Ulysses‹, das die sprachliche Entwicklung des Englischen bis ins Dublin des frühen 20. Jahrhunderts nachvollzieht. Bei ›albeit‹ habe ich auch von englischen Muttersprachlern Lautungen gehört, die auf die falsche Segmentierung ›al-beit‹ hindeuten. Richtig ist ›al-be-it‹, wörtlich ›auch wenn es so sei‹, was man dreisilbig [ɔːlˈbiːɪt] spricht, und nicht zweisilbig mit einem Diphthong. Für gebildete Englischsprecher theoretisch alles kein Problem, aber wenn man die heiteren Kasuswirren liest, die mit ›thou‹ [ðaʊ] (›du‹), ›thee‹ [ðiː] (›dich/dir‹) und ›thy‹ [ðaɪ] (›dein‹) produziert werden, möchte man nach der Aussprache gar nicht fragen. Man möchte vielmehr ergänzen: Die alten Präsensformen der Verben ›have‹, ›say‹ und ›do‹ in der 2. und 3. Person Singular lauten in ihren Vollformen ›(thou) hast‹ [hæst], aber ›(he) hath‹ [hæθ], ›(thou) sayest‹ [ˈseɪɪst], aber ›(he) saith‹ [sɛθ], ›(thou) doest‹ [ˈduːɪst], aber ›(he) doeth‹ [ˈduːɪθ]. Ist ›do‹ ein Hilfsverb, schreibt und sagt man ›(thou) dost‹ [dʌst] und ›(he) doth‹ [dʌθ]. *›I hast‹ und *›thou doeth‹? Nay, I prithee! [neɪ | aɪ ˈpɹɪði]
Dienstag, 11. März 2008
Wörter-[buːx] II [Fester Link zum Beitrag]
Montag, 10. März 2008
Wörter-[buːx] I [Fester Link zum Beitrag]
Neue Serie: Nicht zu jedem Begriff gibt es die große Geschichte, das übergeordnete Phänomen. Deshalb werden ab sofort in loser Folge einzelne Namen und Wörter, die im deutschen Sprachraum häufig falsch ausgesprochen werden, in Lautschrift präsentiert.
Mittwoch, 27. Februar 2008
Phonetische Integration [Fester Link zum Beitrag]
Nicht nur in der Soziologie ist Integration ein viel diskutiertes Thema. Jeden Tag muss jeder von uns entscheiden, wie er mit Lauten umgeht, die nicht zum Phoneminventar seiner Muttersprache gehören. Dass sich Deutsche an Begriffen aus dem Isländischen oder dem Dyirbal versuchen müssen, kommt selten vor. Interessantere Beobachtungen sind anhand gängiger europäischer Fremdsprachen zu machen. Das liegt auch daran, dass es Personen gibt, die mit der Herkunftssprache der Begriffe vertraut sind, sie vielleicht sogar gut sprechen. Ändert dies die intuitive Herangehensweise an fremde Wörter? Was ich beobachtet habe, erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Dennoch: Freilich ist die Vorstellung eine schöne, dass das Lernen einer Fremdsprache nicht nur die Sensibilität für die phonetischen Eigenarten der gelernten Sprache erhöht, sondern auch dafür, dass weitere Sprachen bisweilen anders gestrickt sind als die eigene und man versuchen sollte, dem gerecht zu werden. Allzu häufig ist das nicht mehr als graue Theorie. Ein Bekannter von mir, der einige Jahre in England gelebt hat, spricht fließend Englisch sowie leidlich ein, zwei weitere Sprachen. Die gute Beherrschung des Englischen hat bei ihm leider kein Verständnis dafür geweckt, dass Laute aus anderen Sprachen nicht nur ersetzt, sondern auch übernommen werden können. Sein Schulfranzösisch ist in Kinderschuhen kleinster Größe stecken geblieben; man möchte woanders sein, wenn er sich französische Namen vornimmt. Ein Einzelfall? Nein, ich könnte ein weiteres Blog für Beispiele einrichten, in denen Fremdsprachenkenntnis nur zu inselartiger Erweiterung des linguistischen Horizonts führt. Man muss das nüchtern konstatieren.
De l’abstrait au concret: Englische Fremdwörter fordern die Auslautverhärtung im Deutschen heraus. Bei einem Begriff wie dem Adjektiv ›live‹, das im Englischen [laɪv] lautet, steht der Integration nichts im Wege: Es gibt kein deutsches Wort, das bereits [laɪf] lautet; mit dem Nachnamen bzw. männlichen Vornamen ›Leif‹ ist die Verwechslungsgefahr gering. Anders verhält es sich beim ›Blog‹: Der Begriff, im britischen Englisch [blɒɡ] gesprochen, droht mit ›Block‹ [blɔk] homophon zu werden, nachdem die Auslautverhärtung gegriffen hat. Die Titelzeile dieses Blogs zeigt: Ich sehe das Umgehen der Auslautverhärtung nicht als Ausweg aus dem Dilemma. Auch wenn in der Praxis der Vokal bisweilen halblang gesprochen oder ein Rest der Stimmhaftigkeit des englischen Plosivs bewahrt werden mag: Die Phonetik des Wortes ›Blog‹ kann nur als [blɔk] lexikalisiert werden. Die Auslautverhärtung greift entweder immer – oder nie. Ein ›Manchmal‹ einzuführen, eröffnete eine Unzahl von Schlachtfeldern, auf denen ausgefochten werden müsste, ob bei diesem oder jenem Wort die Auslautverhärtung anzuwenden sei oder nicht. Unsinn. Die deutsche Sprache funktioniert bestens mit Myriaden von Homophonen. Auf ein paar Dutzend kommt es nicht an. Etwas kniffliger wird es bei den englischen Diphthongen. Vor nicht allzu langer Zeit, hörte ich in einem ›tagesschau‹-Beitrag das Wort ›Laserwellen‹ – gesprochen als [ˈleːzɐvɛln̩]. Falsch oder richtig? Der DUDEN sagt: richtig. Auch wenn es sich für mich barbarisch anhört, sehe ich darin eine sinnvolle Entscheidung, [ˈleːzɐ] zur Hauptform von ›Laser‹ zu erklären. [eɪ] ist kein Phonem des Deutschen, ähnlich wie [əʊ] bzw. [oʊ] – allenfalls eine fakultative Realisierung von [eː] und [oː]. Hier steht zwar kein Prinzip wie die Auslautverhärtung im Weg, mit dessen Hilfe die Phonetik in der Mehrzahl der Fälle korrekt abgeleitet werden kann, für die man schwerlich eine ähnlich gute, andere Erklärung findet. Jedoch lässt sich damit argumentieren, dass erstens die monophthongische Aussprache weit verbreitet ist, zweitens Diphthonge wie [eɪ] ohnehin nur in der lexikalischen Peripherie des Deutschen vorkommen. Eventuell wird man in dreißig Jahren anders urteilen aufgrund einer Vielzahl von englischen Wörtern, in denen die meisten Deutschen diese Diphthonge sprechen; womöglich stellt sich die Entscheidung als richtig heraus, weil der Wortimport aus dem Englischen zugunsten zum Beispiel des Chinesischen weitgehend versiegt und die diphthongische Lautung angesichts einer schwindenden Anzahl von Englischsprechern an Boden verliert. Im Moment rechtfertigt die Quantität von Begriffen, denen man ihre englische Herkunft anmerkt, nicht, von einem anderen Phonembestand des Deutschen auszugehen – wenngleich mancher ›Sprachpfleger‹ und ähnliches Gelump die deutsche Sprache von Anglizismen überschwemmt, ja bedroht sieht. Man kann zusammenfassen: Phonetische Integration ist im gleichen Maße nötig, wie sie vermieden werden sollte. Die Entwicklung vom englischen ›cakes‹ [keɪks] zum deutschen ›Keks‹ [keːks] oder vom französischen ›balcon‹ [balˈkɔ̃] zum deutschen ›Balkon‹ [balˈkoːn] zeigt, dass diejenigen, die sich an das heimische Phoneminventar halten, die Grundlage dafür legen, dass aus Begriffen mit ausländischem Beiklang allgemein akzeptierte Lehnwörter werden. Diese Sprecher schaden weder der Quell- noch der Zielsprache: Der einen verschaffen sie – zumindest begriffeweise – Verbreitung außerhalb ihres angestammten geografischen Raumes, der anderen verhelfen sie zu einem wachsenden Wortschatz. Gleichzeitig laufen dieselben Personen Gefahr, ausländische Freunde oder Kollegen vor den Kopf zu stoßen, wenn sie sich selbst einem Versuch verweigern oder daran scheitern, die ursprüngliche Aussprache deren Namen zu produzieren. Für mich heißt das in der Praxis: ›Laser‹ ist [ˈleɪzɐ], ›Balkon‹ ist [balˈkɔ̃], um für andere phonetische Herausforderungen fit zu bleiben, auch wenn Wörterbuchredaktionen andere Entscheidungen treffen müssen. Samstag, 23. Februar 2008
Kontrastiver Fokus [Fester Link zum Beitrag]
In John Wells’ phonetic blog ist unter dem Titel »Des accents enfantins« (19. Februar 2008; leider nicht einzeln verlinkbar) eine Beobachtung über die Intonation eines englischen Satzes zu lesen. Ich komme hier darauf zurück, weil das Beispiel Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Englischen verdeutlicht. Im Englischen kann es heißen:
A: I want to sit on the \window side. B: But you’re \on the window side! John Wells sieht darin einen ›counterpresupposition focus‹; ich kenne dafür keinen deutschen Begriff. Gemeint ist Folgendes: Impliziert die Frage oder Behauptung eines Sprechers, dass sie auf falschen Informationen basiert, geht man von ›counterpresupposition focus‹ aus, wenn ein anderer Sprecher diese Informationen richtigzustellen versucht. Beim sogenannten ›corrective focus‹ hingegen wird einer expliziten Aussage widersprochen – und nicht nur einer vermuteten falschen Grundlage der Äußerung. Korrektiver Fokus funktioniert meines Wissens im Deutschen und Englischen weitgehend analog zueinander (auch wenn’s politisch wird): C: The capital of Kosovo is \Belgrade. D: \No, the capital of Kosovo is Priš\tina. Einschub: Die englische Aussprache von Priština – [prɪˈstiːnə] oder, besser, [prɪˈʃtiːnə] – lehnt sich an die Betonung der albanischen Schreibweise ›Prishtinë‹ [pɾiʃˈtinə] an. Im Deutschen hingegen sagt man [ˈpʁɪʃtiːna] – ähnlich der serbischen Lautung [ˈpriːʃtina]. E: Die Hauptstadt des Kosovo ist \Belgrad. F: \Nein, die Hauptstadt des Kosovo ist \Priština. Zurück zum Fensterplatz: Wells schreibt, dass er selbst das Verb als Vollform gesprochen und mit einer fallenden Betonung versehen hätte. Ungewöhnlich oder selten scheint die Prosodie von B zu sein, nicht jedoch falsch. Es ist also im Englischen möglich, bei counterpresupposition focus nicht die fokussierte Konstituente – hier das Verb ›are‹ – intonatorisch prominent zu machen, sondern eine Präposition im Hintergrund. Im Deutschen ließe sich dabei die Bedeutung nicht erhalten; dafür muss die Intonation die folgende sein: G: Ich möchte auf der \Fensterseite sitzen. H: Aber du \sitzt doch auf der Fensterseite! Läge die Betonung auf der Präposition ›auf‹, würde im Deutschen ein Bedeutungskontrast im Zusammenhang mit diesem Satzteil verstanden. Man vergleiche: I: Welche anderen Frauen waren in deiner Wohnung? J1: Laura \war nicht in meiner Wohnung. J2: Laura war nicht \in meiner Wohnung. J3: Laura war nicht in meiner \Wohnung. Eine gewisse Laura, von der I vermutet, dass sie in Js Wohnung war, wurde vorerwähnt. Nun möchte I wissen, ob weitere Frauen dort waren; J1 beantwortet die Frage nicht, sondern korrigiert die falsche Annahme. Eine Betonung auf jedem anderen Element als ›war‹ würde J als Nicht-Muttersprachler des Deutschen ausweisen oder die Aussage verändern. Die Bedeutung von J2 lässt sich paraphrasieren als ›Sie war nicht in meiner Wohnung, aber davor‹, die von J3 als ›Sie war nicht in meiner Wohnung, aber in meinem Auto‹. Die Abgrenzung zwischen den Bedeutungen J1 und J2, die im Englischen beide durch das Intonationsmuster von J2 ausgedrückt werden können, muss pragmatisch erfolgen. Ich könnte mir vorstellen, dass es Witze gibt, die damit spielen. Does anyone know any? Donnerstag, 17. Januar 2008
Nice try [Fester Link zum Beitrag]
Ich habe vor kurzem das »Handbuch der populären Musik« in die Finger bekommen. Das Nachschlagewerk ist jüngst bei Schott Music erschienen; geschrieben hat es Peter Wicke mit Wieland und Kai-Erik Ziegenrücker. Schon nach wenigen Seiten, die ich mit Interesse durchgeblättert hatte, bahnte sich der Linguist in mir seinen Weg. Positiv fällt nämlich auf, dass sich die Autoren nicht zu fein waren, zahlreiche Lemmata mit Lautschriftangaben in IPA zu versehen. Schließlich will ein Lexikon nicht nur Altbekanntes wiederkäuen, sondern Begriffe liefern, darunter solche, deren Aussprache unbekannt oder -gewöhnlich ist. Damit sie der Leser auch im Mündlichen gebrauchen kann, muss man ihm helfen. Bei dieser noblen Intention ist besagtes Handbuch leider stecken geblieben. Viele der IPA-Transkriptionen sind nämlich falsch – oder, um nicht mit der Tür ins Haus zu fallen, mindestens unpräzise.
Ein paar Beispiele: In mindestens einem Fall wurde aus dem Punk [pʌŋk] der *[pʌɳk]. Dem kundigen Betrachter ist der Fehler sofort ersichtlich, doch der braucht keine Lautschrift für derart einfache Wörter. Dies ist nicht das einzige Mal, dass es drunter und drüber geht, wenn Symbole einander recht ähnlich sehen. Auch die Zeichen [i] und [ɪ] für das Englische werden nicht konsequent eingesetzt. Dadurch wird aus [kɪŋ], dem König von King Records, der *[kiŋ]. Das ist nicht folgenlos für die Aussprache, würde ich allerdings in Einzelfällen wie diesem als eine lässliche Sünde beiseite schieben. Die korrekte Variante kann selbst von Laien leicht erschlossen werden. Weniger gilt das bei groben Fehlern wie der Angabe *[rɑɡɑˈmʌfɪn] für Raggamuffin, das ich [ˈɹæɡəmʌfɪn] transkribieren würde. Doch auch bei deutschen Wörtern kann man sich auf die Lautschrift nicht verlassen: Aus den Kastagnetten, richtig: [kastanˈjɛtn̩], wurden *[kastaŋˈjətn]. Abgesehen davon, dass der velare Laut fehlt, der eine Assimilation von [n] zu [ŋ] rechtfertigt, ist [ə] im Deutschen kein betonbarer Vokal. Die Lautschrift gleich hinter der Sprachangabe »span.« erweckt zudem den falschen Eindruck, »Kastagnetten« sei ein Begriff direkt von der iberischen Halbinsel; dabei nennt man das Rhythmusinstrument in Spanien castañuelas [kastaˈɲwelas]. Bei dem portugiesischen Begriff rajão für eine bestimmte Gitarrentechnik wurde nicht nur die Tilde vergessen. Auch der Hinweis auf die Aussprache ist nicht korrekt: Statt *[raˈjaɔ] muss es [ʁɐˈʒɐ̃u] heißen. Ein weiteres Problem ist, dass in Komposita, deren Bestandteile unter anderem die englische Graphie unverbunden lässt, nur die Betonung der Einzelwörter transkribiert wird. Mal passt es, wie bei [ˈmjuːzɪk hɔːl] für music hall, weil die einzige angegebene Betonung mit der Hauptbetonung des zusammengesetzten Begriffs zusammenfällt. Oft geht es schief, wie bei [njuː weɪv] für New Wave, wenn keines der Wörter für sich eine Betonungsmarkierung benötigt, sodass der Leser ahnungslos bleibt, oder – in anderen Fällen – das einzige Wort mit Betonungszeichen im Kontext des Kompositums nur eine Sekundärbetonung trüge. Ohnehin leidet die Transkription englischer Begriffe unter einem Defizit an Klarheit. Man hat vermieden, sich für die britische oder für die amerikanische Standardlautung zu entscheiden. Das führt dazu, dass jedes in rhotischen Dialekten gesprochene [r] in Klammern vermerkt wird. Doch die scheinbare Zweigleisigkeit endet da, wo sie begonnen hat. Alle anderen Unterschiede zwischen den Varietäten werden zugunsten der britischen Aussprache nivelliert: Dancing ist [ˈdɑːnsɪŋ], notes ist [nəʊts], hop ist [hɒp] – auch in Fällen transatlantischer Provenienz. Man hätte es besser machen können, vielleicht so: Jeder Terminus oder Name, der geografisch zuzuordnen ist, wird in der Lautung seines Herkunftslandes angegeben. Marginale Unterschiede zu GenAm oder RP, wie im Kanadischen oder Australischen, könnte man getrost übersehen. Alle Begriffe, von denen man nicht sagen kann, sie stammten aus einer bestimmten Region, werden in britischem Englisch angegeben. Man könnte genauso gut amerikanisches Englisch wählen, aber RP scheint mir für ein deutsches Nachschlagewerk näher zu liegen. So oder so: Auf die Festlegung sollte im Lexikon hingewiesen werden. Für alle anderen Fehler – um sie zu beschreiben und zu beheben – bedürfte es vor allem Zeit. Zunächst müsste man nämlich herauszufinden, wie sie entstanden sind: Mangelte es bei der IPA-Redaktion für dieses Buch am phonetischen Verständnis oder »nur« an der Sorgfalt im Umgang mit den Zeichen? Ich weiß es leider nicht, bin mir aber sicher, dass es nicht allzu beckmesserisch ist, auf diese Fehler hinzuweisen. Wenn Transkriptionen nicht präzise sind, verkommen sie zur nutzlosen wie verzichtbaren Dekoration – nach dem Motto: »Mach das mal rein, Kalle, damit’s wie ein richtiges Lexikon aussieht.« Wenn der Aufwand betrieben würde, die notwendigen Verbesserungen, von denen ich einige hier angedeutet habe, in Angriff zu nehmen, könnte ein in jeder Hinsicht richtig gutes Lexikon daraus werden. Montag, 24. Dezember 2007
Schengen & andere wichtige Städte [Fester Link zum Beitrag]
Wo liegt eigentlich Schengen? Rund 1500 Menschen könnten auf diese Frage mit »Hier!« antworten. Schengen ist ein luxemburgisches Örtchen im Dreiländereck mit Frankreich und Deutschland; jenseits der Grenze liegen das lothringische Apach – wahrscheinlich [aˈpaʃ] – und das saarländische Perl. Als kleine Gemeinde mag Schengen weniger bedeutsam sein. Durch das Abkommen, das nach dem Ort benannt wurde, dürfte es jedoch für Jahrzehnte in Erinnerung bleiben. Vor wenigen Tagen traten weitere neun Staaten dem sogenannten Schengen-Raum bei, in dem Reisen ohne Passkontrolle an den Grenzen möglich ist. 24 Länder sind nun Vollanwenderstaaten des Abkommens – und die Folgenden sind ihre Hauptstädte, die nun von rund 400 Millionen EU-Bürgern, ohne einen Ausweis vorzeigen zu müssen, besucht werden können. Am äußersten westlichen Rand Europas eröffnet Portugal den Reigen mit Lissabon, in der Landessprache Lisboa [liʒˈβoɐ]. Ebenfalls auf der iberischen Halbinsel, in Spanien, wohnen die Bewohner von Madrid [maˈðɾið], die madrileños [maðɾiˈleɲos]. Am anderen Ende der Reisefreiheit gruppieren sich drei Länder, deren Hauptstädte man nicht oft genug erwähnen kann, weil sie gerne durcheinandergeworfen werden: Nach Estland gehört die kleinste der drei Städte, nämlich Tallinn [ˈtɑlʲːinː], in Lettland liegt Rīga [ˈriːɡa] (nur echt mit Makron!), litauische Hauptstadtbewohner residieren in Vilnius [ˈʋilɲʊs]. Dann geht es für Europakenner wie am Schnürchen Richtung Süden: Polen? Warschau – oder besser: Warszawa [varˈʃava]. Im Vorbeiflug sei angemerkt, dass immer wieder das IPA-Zeichen [ʂ] für den Digraphen sz zu lesen ist. Präzise ist weder dies noch das von mir verwendete Symbol: Es handelt sich um einen laminalen postalveolaren Frikativ [ʃ̻]. Und weiter: Tschechien? Prag, das heißt: Praha [ˈpraɦa]. Österreich? Wien [viːn]. Italien? Roma [ˈroːma], naturalmente. Freunde kühlerer Breiten könnte es nach Norwegen ziehen, etwa in die Hauptstadt Oslo [ˈuʂlu], nach Stockholm [ˈstɔkhɔlm] in Schweden oder ins finnische Helsinki [ˈhɛlsiŋki]. Die deutsche Hauptstadt Berlin [bɛʁˈliːn] – zugegeben! – ist dagegen langweilig. Ebenfalls schwer konkurrieren kann es mit Paris [paˈʀi] in Frankreich und dem griechischen Αθήνα [aˈθina], also Athen. Budapest [ˈbudɒpɛʃt] in Ungarn, Ljubljana [lʲuˈblʲaːna] in Slowenien und Bratislava [ˈbratʲɪsɫava] in der Slowakei muss der geneigte Leser selbst ausprobieren. Wen es nach Malta verschlägt, der möge mir bitte mitteilen, ob für die Hauptstadt Valletta die Lautung [vaˈlɛta] korrekt ist. Fehlen noch das isländische Reykjavík [ˈreiːcaviːk] sowie zwei Länder, deren Hauptstädte in verschiedenen Landessprachen unterschiedlich ausgesprochen werden: Für frankophone Belgier heißt es Bruxelles [bʀyˈsɛl], für niederländischsprachige (oder, wie man auf Französisch so schön sagt, néerlandophones) Brussel [ˈbɾʏsəl]. Luxemburg lautet auf Deutsch [ˈlʊksm̩bʊʁk], auf Französisch [lyksɑ̃ˈbuʀ] und – last, not least – bei der Schreibweise Lëtzebuerg auf Luxemburgisch [ˈlɛt͜səbʊəʀç]. Möchte man eine phonetisch eher komplizierte Sprache hören, ist København [køb̥n̩ˈhɑʊ̯ˀn] in Dänemark ein Ziel erster Wahl. Und wer in einem Land gleich zwei Städte mitnehmen will, der bucht Holland: Amsterdam [ˌɑmstəɾˈdɑm] oder Den Haag [ˌdɛnˈhaːχ] oder beides? As you like it. Grenzkontrollen sind für Schengen-Staatler in keinem Fall zu befürchten.
Samstag, 8. Dezember 2007
Overt vs. kovert [Fester Link zum Beitrag]
Diese beiden Begriffe dürften vor allem Deutschen bekannt sein, die sich mit Linguistik beschäftigen. Nicht einmal der Fremdwörter-DUDEN führt eines der beiden Wörter. »Overt« bedeutet, dass etwas an der (phonetischen oder orthografischen) Oberfläche realisiert wird, »kovert« das Gegenteil. So muss in Nullsubjekt-Sprachen (auch: Pro-Drop-Sprachen) wie dem Italienischen oder dem Portugiesischen das Subjekt nicht overt realisiert werden; dadurch sind Sätze wie « Ho comprato un computer » (dt. »
Dienstag, 6. November 2007
Pepys, Borges & Palahniuk [Fester Link zum Beitrag]
Samuel Pepys (* 1633; † 1703), Jorge Luis Borges (* 1899; † 1986) und Chuck Palahniuk (* 1962) haben auf den ersten Blick wenig mehr gemeinsam, als dass sie schriftstellerisch tätig waren oder sind. Noch etwas jedoch eint diese drei Namen, nämlich dass sie meistens falsch ausgesprochen werden. Was Pepys angeht, kann man dafür Verständnis haben: Entweder weiß man, wie der Name lauten muss, oder man rät mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Korrekt ist in seinem Fall [ˈsæmjuəl piːps]. Andere Menschen, die denselben Namen tragen, sprechen ihn jedoch [pɛps] oder einfach [ˈpɛpɪs], wie man es erwarten würde. – Jorge Luis Borges war ein früher postmoderner Autor aus Argentinien. In Deutschland hört man seinen Nachnamen nicht selten als [ˈbɔɐ̯çəs] oder ähnlich. Das ist insofern unverständlich, als die Aussprache im Spanischen – abgesehen von dem alveolaren Tap als R-Laut und dem stimmhaften labio-velaren Approximanten als Teil des Diphthongs, die aber leicht ersetzt werden können – keinerlei Laute enthält, die dem Deutschen grundsätzlich fremd sind. Die richtige Aussprache ist relativ leicht von den Regeln der spanischen Phonetik abzuleiten: [ˈxoɾxe lwis ˈboɾxes]. – Beim Nachnamen Chuck Palahniuks, einem amerikanischen Schriftsteller, steht man hingegen wieder völlig im phonetischen Wald. Dass der Name aus dem Ukrainischen kommt (Kyrillisch: Палагнюк) und dort [pɑlɑɦˈnjuk] lautet, hilft auch nicht weiter. Der Autor spricht sich [t͜ʃʌk ˈpɑːlənɪk] aus, wie man sich auch in einem Video bei YouTube anhören kann.
... older stories
|
Letzte Aktualisierung:
21. Januar, 16:07 online for 6535 days Menu
Suche
|
startseite | kategorien | login |