DAS PHONETIK-BLOG [foˈneːtɪkˌblɔk]


Mittwoch, 13. Juni 2007
Die Maskottchen der Olympischen Spiele 2008, 福娃 (Fú Wá) [˧˥ fu ˧˥ wɑ] in Peking heißen:

– 贝贝 (Bèi Bèi) [˥˩ pei ˥˩ pei]
– 晶晶 (Jīng Jīng) [˥˥ tɕiŋ ˥˥ tɕiŋ]
– 欢欢 (Huān Huān) [˥˥ xu̯an ˥˥ xu̯an]
– 迎迎 (Yíng Yíng) [˧˥ jiŋ ˧˥ jiŋ]
– 妮妮 (Nī Nī) [˥˥ ni ˥˥ ni]

Fügt man die einzelnen Zeichen aneinander, klingt das ähnlich wie der Satz 北京欢迎你 (Běi Jīng Huān Yíng Nǐ) [˨˩ pei ˥˥ tɕiŋ ˥˥ xu̯an ˧˥ jiŋ ˨˩˦ ni]. Zu Deutsch: »Peking heißt dich willkommen.«



Rabindranath Tagore [Fester Link zum Beitrag]
Der Schriftsteller wurde vor allem durch seinen Gedichtband Gitanjali (Bengalisch: গীতাঞ্জলি) bekannt. Wie man schon an den wenigen Buchstaben erkennt, die den Namens des Werks angeben, ist die bengalische Schrift eine graphisch sehr reizvolle. Interessant an ihr ist darüber hinaus, dass Konsonanten einen inhärenten Vokal besitzen. Durch einen anderen Vokal ersetzt werden kann er mittels Diakritika. Will man den inhärenten Vokal löschen, muss man ein hôshonto, das aussieht wie ein Gravisakzent, rechts unten platzieren. Phonetisch zeichnet sich die bengalische Sprache durch eine Differenzierung aspirierter und nicht-aspirierter Affrikaten und Plosive, die zum Teil retroflex gesprochen werden müssen, aus. Tagores Name (Bengalisch: রবীন্দ্রনাথ ঠাকুর) wird korrekt wie folgt ausgesprochen: [robin̪d̪ɾonat̪ʰ ʈʰakuɾ]. Der alveolare Trill am Wortanfang könnte auch, wie bei den anderen Vorkommen des R-Phonems im Inneren und am Ende des Namens, ein Flap sein. Interessant ist das Verhalten des N-Phonems, das – wie /l/ – grundsätzlich alveolar ist, sich aber dem Artikulationsort des folgenden Lauts anpasst, von palatal über retroflex bis dental. Ich gebe keine Betonung für Tagores Namen an, da ich in The Phonemes of Bengali (1960) von Charles A. Ferguson und Munier Chowdhury gelesen habe: “Stress in Bengali has no lexical role in the sense that its presence or position is a feature of lexical items such as morphemes or words.” Was mir bei dieser Studie, wie bei so vielen, unangenehm auffällt, sind die teilweise willkürlichen Schreibungskonventionen für Phone und Phoneme, die anstelle der zur Zeit der Veröffentlichung gültigen Zeichen des International Phonetic Alphabet (IPA) eingesetzt werden. Beim Leser sorgt diese Eigenbrötelei in der Regel für nichts als Verwirrung.



Jens Stoltenberg [Fester Link zum Beitrag]
Das Norwegische verwirrt mitunter dadurch, dass Vokalbuchstaben unerwartete Lautwerte zugewiesen bekommen und geschriebene Konsonanten nicht gesprochen werden: Beispielsweise ist für o in gewissen Kontexten die Aussprache [u] korrekt. Die Buchstaben d und g sind dafür anfällig, vor allem in der Silbencoda, stumm zu werden. Darüber hinaus plagen die Retroflexe, derer es einige gibt im Norwegischen, die meisten Norwegischlernenden. Tritt keiner dieser drei Fälle auf, kann Deutschen die Aussprache inklusive Betonung spontan gelingen. Kommen alle drei zusammen, wird es knifflig: Der Name des früheren norwegische Ministerpräsidenten Kjell Magne Bondevik vereinigt zwei der phonetischen Klippen auf sich. Die korrekte Aussprache lautet: [çɛl ˈmɑŋnə ˈbʊnəˌvɪk]. Wesentlich leichter haben es deutsche Nachrichtensprecher mit seinem Nachfolger Jens Stoltenberg – keine Retroflexe im Namen, keine stummen Konsonanten. Im Auslaut des Nachnamens unterscheidet sich die norwegische Aussprache jedoch nennenswert von einer intuitiven deutschen: [jɛns ˈstɔltn̩ˌbæɾj].



Vor manchen phonetischen Kuriositäten steht man auch als linguistisch interessierter Muttersprachler ratlos. Das deutsche Wort für ein Papiertuch, das bei und nach dem Essen zum Abwischen des Mundes gedacht ist, lautet »Serviette«. Der Begriff wurde direkt aus dem Französischen übernommen, wo er [sɛʀˈvjɛt] ausgesprochen wird und auch für »Handtuch« oder »Aktentasche« stehen kann. Die einzige mögliche Aussprache dieses Wortes im Deutschen ist laut DUDEN [zɛʁˈvi̯ɛtə]. Es handelt sich im Grunde um einen transparenten Fall der Laut-Buchstaben-Zuordnung. Man müsste meinen: Anders geht es nicht. Allerdings existiert folgende weitverbreitete Lautung: [zɛʁˈviːɐ̯tə] – ein Homophon des Verbs »servieren« in der 1./3. Person Singular im Indikativ bzw. Konjunktiv des Präteritums. Woher kommt das vokalisierte R? Man möchte glauben, auf einen isolierten Fall morpheminternen intrusive r im Deutschen gestoßen zu sein. Mehrere hundert Google-Treffer für die zu dieser Aussprache passendere Schreibweise zeigen: Die »Servierte« ist auf dem Vormarsch – vielleicht.



Der belgische Politiker, dessen Partei die gestrigen Parlamentswahlen gewonnen hat und der daher voraussichtlich neuer Ministerpräsident seines Landes wird, ist bilingual: Er spricht muttersprachlich Französisch und Niederländisch. In einem Land mit drei Amtssprachen – den Genannten und Deutsch – bedeutet dies, dass man den Namen des künftigen Regierungschefs auf unterschiedliche Weise richtig aussprechen kann. Welche die »ursprüngliche« Variante ist, lässt sich kaum bestimmen (und ist im Grunde unwichtig). Dafür, dass es die französische ist, spräche, dass der volle Name des Politikers Yves Camille Désiré Leterme lautet. Auch wenn er seit seiner Hochzeit nicht mehr so angesprochen worden sein mag, gebe ich die vollständige Aussprache an. Sie lautet: [iːv kaˈmij desiˈʀe ləˈtɛʀm]. Dafür, dass die niederländische Aussprache die »Hauptlautung« ist, könnte man in die Waagschale werfen, dass Leterme in Flandern, dem niederländischsprachigen Teil Belgiens geboren wurde und wirkt. Bei der Übertragung des Namens ins Niederländische spielen vor allem zwei Effekte eine Rolle: Erstens greift in dieser Sprache, wie im Deutschen, die Auslautverhärtung. Zweitens wird das auslautende e des Nachnamens nicht wie im Französischen stumm. Zusammen ergibt das: [iːf ləˈtɛɾmə]. Die deutsche Variante lasse ich unter den Tisch fallen, da sie bei einem Prozent deutschsprachiger Belgier ohne Herablassung als marginal betrachtet werden kann.



Dienstag, 12. Juni 2007
Bei Wer wird Millionär?, der deutschen Ausgabe der Quizshow Who Wants to Be a Millionaire?, wurde heute gefragt, welche Sängerin den Physiknobelpreisträger Max Born zum Großvater hatte. Es handelt sich um Olivia Newton-John. Als eine der falschen Antwortmöglichkeiten war die amerikanische Folksängerin Joan Baez genannt. Der Kandidat, der die Frage später unbeantwortet ließ, sprach ihren Nachnamen spontan [bɛːs] aus. Knapp daneben ist auch vorbei. Die korrekte Aussprache des kompletten Namens lautet wie folgt: [dʒoʊn ˈbaɪz]. Ganz einfach – wenn man es weiß.



Sieben Neue Weltwunder [Fester Link zum Beitrag]
Bis zum 7. Juli dieses Jahres stehen im Internet (Link) 20 Bauwerke zur Wahl:

Aus Europa ist neben dem deutschen Schloss Neuschwanstein unter anderem der Eiffelturm dabei. Auf Französisch heißt er Tour Eiffel und spricht sich [tuʀ ɛˈfɛl]. Mit von der Partie ist auch die Alhambra in Granada, die der Spanier wie folgt ausspricht: [aˈlambɾa]. Für Italien tritt das Kolosseum in Rom an oder – wie der Italiener sagt – il Colosseo, sprich: [kolosˈsɛːo]. Mit nicht minder Eindrucksvollem warten die Briten auf: Für die Insel wurde das prähistorische Steinmonument Stonehenge nominiert. Der Brite spricht es wie folgt aus: [ˌstəʊnˈhɛndʒ]. Der letzte Bewerber aus der Europäischen Union ist die Akropolis – in griechischer Schrift Ακρόπολη –, die man in Athen [aˈkro̞po̞li] spricht. Die Diakritika unter den [o] zeigen im Übrigen an, dass der Laut etwas offener gesprochen wird. Im weitesten Sinne zu Europa zählt die Hagia Sophia in Istanbul (Türkisch: İstanbul), die für die Türkei antritt, dort Ayasofya Müzesi genannt und [ajaˈsofja myzeˈsi] ausgesprochen wird.

Aus Staaten außerhalb Europas sind – nicht nur, aber auch – zwei Bauwerke im Wettbewerb, die im englischsprachigen Raum stehen. Zum einen ist da die meist »Freiheitsstatue« genannte Skulptur, die den USA 1886 von Frankreich geschenkt wurde und deren Name offiziell Liberty Enlightening the World lautet. Der US-Amerikaner spricht dies [ˈlɪbɚti ɪnˈlaɪtnɪŋ ðə wɝːld]. Zum anderen konkurriert eines berühmtesten und architektonisch markantesten Opernhäuser der Welt, das in der größten Stadt Australiens steht: Mit lokalem Akzent spricht man das Sydney Opera House [ˈsɪdni ˈɔpɹə hæɔ̯s] – hier in einer engen Transkription. Ein weiterer Kandidat aus Amerika, dessen südlichem Teil indes, ist die Christus-Statue auf dem Gipfel des Corcovado (dt. »der Bucklige«), hoch über Rio de Janeiro (Aussprache: siehe 7. Juni). Auf Portugiesisch heißt das Monument Cristo Redentor. Die korrekte Aussprache mit brasilianischem Akzent lautet [ˈkɾistu hedẽɪ̯̃ˈtɔɾ].

Aus Asien ist die Chinesische Mauer dabei, die man vor Ort 長城 (Pinyin: Cháng Chéng) schreibt. Die richtige hochchinesische Aussprache des Bauwerks ist [˧˥ ʈʂʰɑŋ ˧˥ ʈʂʰɤŋ]. Ebenfalls wählen kann man das Mausoleum Taj Mahal, das man auf Hindi ताज महल schreibt. Ausgesprochen werden die beiden Wörter, die »Krone des Palasts« bedeuten, [t̪ɑdʒ mɐhɐl]. Der Vokal [ɐ] kann auch [ʌ] oder – einfach, aber unpräzise – [ə] geschrieben werden.



Sonntag, 10. Juni 2007
Das Albanische ist eine für Mitteleuropäer phonetisch eher leicht zu bewältigende Sprache. Sie hat nur sieben Vokale, die beispielsweise im Deutschen allesamt und in anderen Sprachen zum größten Teil vorkommen. Höchstens die palatalen Plosive [c] (geschrieben: q) und [ɟ] (geschrieben: gj) dürften unbekannt sein. In der Landessprache heißt das Land Republika e Shqipërisë [ɾɛˈpubliˌka ɛ ˌʃcipəˈɾis] oder kurz Shqipëria [ˌʃcipəˈɾia]. Ministerpräsident ist seit 2005 Sali Berisha, der bereits zwischen 1992 und 1997 Präsident des Landes war. Sein Name spricht sich auf Albanisch: [saˈli bɛˈɾiʃa]



Mahmud Ahmadinedschad [Fester Link zum Beitrag]
Wenn bereits die Transkription eines Namens von Uneinheitlichkeit geprägt ist, kann man sich leicht vorstellen, wie es um die Aussprache bestellt ist. Der iranische Staatspräsident wird mit dem persischen Alphabet محمود احمدی‌نژاد geschrieben. Für den drittletzten Buchstaben, der dem stimmhaften postalveolaren Frikativ entspricht, existiert im Deutschen keine allgemein verständliche Schreibungskonvention – anders als für das stimmlose Gegenstück mit der Schreibweise sch sowie für die zugehörigen Affrikaten mit tsch bzw. dsch. Auf Letztere wird im alltäglichen Gebrauch zurückgegriffen, um den Namen in lateinischer Schrift zu schreiben, den man auf Farsi wie folgt ausspricht: [mæhˈmuːd æhmædineˈʒɒːd].



Samstag, 9. Juni 2007
Die in Spanien verbotene Partei Batasuna gilt als politischer »Arm« der baskischen Untergrundorganisation ETA. In der baskischen Sprache ist eine interessante Distinktion zu beobachten: Die s bzw. z geschriebenen Konsonanten werden nicht durch Stimmhaftigkeit voneinander unterschieden. Beide Buchstaben werden durch den stimmlosen alveolaren Frikativ wiedergegeben: Der Laut, für den s steht, wird jedoch apikal – also [s̺] – artikuliert, während der Laut, dem z entspricht, laminal – also [s̻] – gesprochen wird. Diese in der Welt relativ frequente, in Europa jedoch verhältnismäßig seltene Differenzierung ist in einigen baskischen Dialekten bereits verloren gegangen. In einer Varietät, für die dies nicht gilt, spricht man den Namen der baskischen Partei [baˈtas̺uˌna].



Vor allem von Briten und Amerikanern hört man – wenn überhaupt – diesen Namen in durchaus amüsante Falschaussprachen. Doch kein falscher Neid: Einige Deutsche stehen ihnen in nichts nach, wenn es um kreative Lautungen geht. Für Irritation sorgt der Geburtsname des Typographen, Johannes Tzschichhold, der sich durch eine kompliziertere Schreibweise auszeichnet. Die gut gemeinte Vereinfachung hat diejenigen, die ch aus unklaren Gründen als [k] oder [x] sprechen wollen, nicht ganz verstummen lassen. Tschichold war Deutscher. Richtig spricht man den Altmeister daher: [jan ˈtʃɪçɔlt].



US-Präsidentschaftskandidaten 2008 der Demokraten [Fester Link zum Beitrag]
Nach derzeitigem Stand bewerben sich sieben Männer und eine Frau darum, im kommenden Jahr als Kandidat der Demokratischen Partei für die US-Präsidentschaft anzutreten – ein in Deutschland schwer vorstellbares Verfahren, bei dem Spendengelder gesammelt und in Vorwahlen um die Wählergunst gebuhlt wird. Als da wären in alphabetischer Reihenfolge:

– Joe Biden: [dʒoʊ ˈbaɪdn̩]
– Hillary Rodham Clinton: [ˈhɪləɹi ˈɹɑːdəm ˈklɪntn̩]
– Christopher Dodd: [ˈkɹɪstəfɚ dɑːd]
– John Edwards: [dʒɑːn ˈɛdwɚdz]
– Mike Gravel: [maɪk ɡɹəˈvɛl]
– Dennis Kucinich: [ˈdɛnɪs kuˈsɪnɪtʃ]
– Barack Obama: [bəˈɹɑːk oʊˈbɑːmə]
– Bill Richardson: [bɪl ˈɹɪtʃɚdsn̩]



Dieter Wiefelspütz [Fester Link zum Beitrag]
Auch deutsche Namen, wie der dieses Mannes, der mit dem – auch wenn er das wohl abstritte – wahrlich wenig aufregenden Amt des innenpolitischen Sprechers der SPD-Bundestagsfraktion betraut, werden mitunter von Deutschen falsch ausgesprochen. Die letzte Silbe des Namens lautet nämlich geringfügig anders als man annehmen würde. Der volle Name spricht sich: [ˈdiːtɐ ˈviːfl̩ˌspʏt͜s]. Herr Wiefelspütz scheint dahingehend in den vergangenen Jahren in Journalistenkreisen massive phonetische Aufklärungsarbeit geleistet zu haben. Während bei Antritt seines Amtes 1998 der stimmlose postalveolare Frikativ vorherrschte, zeigen sich in letzter Zeit die meisten Nachrichtensprecher öffentlich-rechtlicher Radio- und Fernsehsender über die korrekte Aussprache unterrichtet.



Freitag, 8. Juni 2007
Gewisse Namen ziehen Falschaussprachen an, während andere von Muttersprachlern unterschiedlichster Idiome auf Anhieb korrekt gesprochen werden. Das Pseudonym der italienischen Schauspielerin, die als Sofia Villani Scicolone [vilˈlaːni ʃikoˈloːne] geboren wurde, gehört im deutschsprachigen Raum zur erstgenannten Gruppe. Sogar ausdrückliche Liebhaber der Mimin betonen deren Nachnamen überzeugt auf der zweiten Silbe. Tatsächlich spricht man den Namen im Italienischen wie folgt: [soˈfiːa ˈlɔːren].



Jaap de Hoop Scheffer [Fester Link zum Beitrag]
Als Nachfolger unter anderem des Spaniers Javier Solana und des Britens George Robertson ist der Niederländer der 11. Generalsekretär der NATO. Wie die meisten schon bei holländischen Bekannten oder im Urlaub an ihren Campingplatznachbarn bemerkt haben dürften, sind das Deutsche und das Niederländische als westgermanische Sprachen eng verwandt. Unsere Nachbarn im Nordwesten haben jedoch weniger Mühe, Deutsch in Sprache und Schrift zu verstehen, als die Mehrzahl der Deutschen mit niederländischen Texten oder Äußerungen. Die Aussprache dieses Politikernamens deckt sich aus diesem Grund nur partiell mit der intuitiven Aussprache eines niederländischunkundigen Deutschen: [jaːp də ɦöʊ̯p ˈsχɛfəɾ]. Auffällig ist, dass der glottale Frikativ im Niederländischen stimmhaft, statt stimmlos wie im Deutschen, gesprochen wird. Der Langvokal oo, meist [oː] geschrieben, ist hier als schließender Diphthong mit zentralisiertem ersten Element eng transkribiert.



Von seinem Engagement für Afrika mag jeder halten, was er möchte. Die Aussprache des Künstlernamens des U2-Sängers, bürgerlich Paul David Hewson, sollte allerdings auch in kritischen Berichten korrekt sein. Für Sprecher einer irischen Varietät des Englischen lautet das Alias des Musikers: [ˈbɑnoː]. Der lot-Vokal bleibt im Hiberno-Englischen, wie in der amerikanischen Standardaussprache und anders als in der Received Pronunciation, ungerundet. Verwandtschaft zur anderen Seite des großen Teichs beweist auch der boat-Vokal, der im irischen Englisch – wie in einigen amerikanischen Dialekten – monophthongisiert wird. Nicht erkennbar an diesem Namen ist, dass Hiberno-Englisch weitgehend rhotisch ist.



Freitag, 8. Juni 2007
Bei der Aussprache der Portugiesischen ist, wie bereits angemerkt, zwischen europäischem und brasilianischem Standard zu unterscheiden. So wie jeder, der gut oder muttersprachlich das Englische beherrscht, einen Briten von einem Amerikaner sowie diesen von einem Australier unterscheiden kann, wird ein Portugiese einen Landsmann kaum für einen Brasilianer halten. Die Aussprache der großen brasilianischen Stadt, die bis 1960 Hauptstadt des Landes war, lautet vor Ort: [ˈhiu dʒi ʒaˈnei̯ɾu]. Eine Besonderheit des brasilianischen Portugiesisch ist, dass d bzw. t vor [i] und [ĩ] als [dʒ] bzw. [tʃ] gesprochen werden. Ob man den Diphthong ei mit [ei̯] oder [ej] verschriftlicht, ist Geschmackssache.



Lech und Jarosław Kaczyński [Fester Link zum Beitrag]
Anders als zu Zeiten Lech Wałęsas, da viele Sprecher ohne Aussprachewörterbücher an polnischen Namen verzweifelten, ist seit Amtsantritt der umstrittenen Brüder Kaczyński die Herausforderung halbiert, da sich Staatsoberhaupt und Ministerpräsident einen Nachnamen teilen. An der Spitze des Staates steht Lech Kaczyński, dessen Name sich wie [lɛx kaˈtʃɨɲsci] ausspricht. Regierungschef ist Jarosław Kaczyński, dessen Vorname – wie alle polnischen Wörter – auf der vorletzten Silbe betont wird, also: [jaˈrɔswaf kaˈtʃɨɲsci]. Jarosław ist zudem Vorsitzender der Partei Prawo i Sprawiedliwość [ˈpravɔ i spravʲɛˈdlivɔɕt͜ɕ].



Staats- und Regierungschefs beim G8-Gipfel [Fester Link zum Beitrag]
Aus aktuellem Anlass hier die richtige Aussprache der Namen der Staats- und Regierungschefs, die am G8-Gipfel in Heiligendamm teilnehmen:

Kanadisches Englisch ist eine Varietät, die der US-amerikanischen in vielen Punkten ähnelt. Eine Gemeinsamkeit stellt beispielsweise die Rhotizität dar. Aus diesem Grund spricht sich der Name Stephen Harpers, des kanadischen Premierministers, [ˈstiːvn̩ ˈhɑɹpɚ].

Im Französischen liegt die Betonung stets auf der letzten Silbe. Aufgrund dieser Regelmäßigkeit ist sie in zahlreichen Französischwörterbüchern nicht eingetragen. Eine wichtige Rolle spielen die Vokale bei der Aussprache des Namens des neuen französischen Präsidenten, Nicolas Sarkozy, die wie folgt lauten muss: [nikɔˈlɑ saʀkɔˈzi]. Notabene: [ɑ] fällt für fast alle französischen Sprecher mit [a] zusammen, [ɔ] für viele Sprecher mit [o].

Den Namen Angela Merkels auszusprechen, fällt zahlreichen französischen und englischen Journalisten schwer. Verwirrung stiftet vor allem die Buchstabenfolge ng, die weder nur als nasaler Velar noch als solcher mit einem postalveolaren Frikativ im Schlepptau gesprochen wird. Für die meisten Deutschen hingegen dürfte nicht neu sein, dass man ihre Kanzlerin wie folgt ausspricht: [ˈaŋɡela ˈmɛʁkl̩]. Die R-Vokalisierung im Nachnamen ist vom einzelnen Sprecher und von dessen Tempo abhängig.

Zahlreiche Deutsche wiederum haben an der Aussprache des Namens des italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi zu knabbern. Hauptgrund hierfür ist der erste Vokal seines Nachnamens, der im Deutschen nur kurz vorkommt. Da die Vokallänge jedoch deutlich hörbar ist, weichen viele auf die im Deutschen übliche geschlossenere o-Variante aus. In seinem Heimatland spricht man den Politiker: [roˈmaːno ˈprɔːdi].

Der Japaner Abe Shinzō (Japanisch: 安倍晋三) hat neben politischen Positionen auch einen Laut im Gepäck, der höchstens seinem russischen Kollegen bekannt vorkommen dürfte. In seinem Vornamen kommt ein stimmloser alveolopalataler Frikativ vor. Mit den Vokalen dürfte vor allem Romano Prodi keine Mühe haben, da das Japanische wie das Italienische e im Auslaut nicht reduziert. Die komplette Aussprache des Namens lautet: [abe ɕinzoː].

Die Hauptschwierigkeiten für Ausländer stellen im Russischen die Palatalisierung und die Vokalreduktion dar. Beide Phänomene kommen beim Namen des russischen Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin (Russisch: Владимир Владимирович Путин) zum Tragen. Die korrekte Aussprache ist: [vɫʌˈdʲimʲɪr vɫʌˈdʲimʲɪrəvʲitɕ ˈputʲɪn].

Der Gastgeberin am vertrautesten dürften die Namen der Gäste aus Großbritannien und den USA sein: Der britische Noch-Regierungschef Tony Blair spricht sich [ˈtəʊni blɛə]. Der US-Präsident George W. Bush wird [dʒɔɹdʒ ˈdʌbl̩juː bʊʃ] ausgesprochen, wenn man davon ausgeht, dass sein Zweitvorname Walker nur als Initial erscheint.



Der chinesisch-amerikanische Architekt wird in seinem Mutterland 貝聿銘 (Pinyin: Bèi Yù Míng) geschrieben. Die hochchinesische Aussprache seines Namens lautet demnach: [˥˩ pei̯ ˥˩ y ˧˥ miŋ]. Sein Hauptwirken findet allerdings in den USA statt, wo er zunächst in der anglisierten Schreibweise Ieoh Ming Pei auftrat. Inzwischen bevorzugt es der Künstler, mit den Initialen statt seinem vollen Vornamen geführt zu werden. Zusammen mit seiner neuen Heimat ergibt sich Aussprache: [aɪ ɛm peɪ].



José Manuel Durão Barroso [Fester Link zum Beitrag]
Der derzeitige Präsident der Europäischen Kommission kommt aus dem Land, in dem eine der an Diphthongen wahrscheinlich reichsten Sprachen Europas gesprochen wird: Portugiesisch. Bei der Aussprache sind die Unterschiede zwischen dem brasilianischen und dem hier relevanten europäischen Portugiesisch zu beachten. Richtig spricht man den Politiker wie folgt aus: [ʒuˈzɛ mɐˈnu̯ɛɫ duˈɾɐ̃ũ̯ bɐˈʁozu]. Differenziert werden muss unter anderem im letzten Namensbestandteil, wo rr in der europäischen Lautung dem [ʁ] entspricht, in Lateinamerika hingegen [x] oder [h] ausgesprochen würde. Ob man den unsilbischen Vokal und Diphthongbestandteil u als [u] oder als [w] notiert, ist eine Frage der Konvention.



45 Jahre seit dem Tod der Popikone sind verstrichen, in denen außerhalb der Anglophonie kaum Notiz von der korrekten Aussprache ihres Nachnamens genommen wurde. Die Be­tonung muss korrekterweise auf der zweiten Silbe liegen, also: [ˈmæɹəlɪn mənˈɹoʊ]. Wie im Amerikanischen üblich, ist das i im Vornamen, von [ɪ] ausgehend, weiter zu [ə] zentralisiert; im Nachnamen steht der im Gegensatz zum britischen [əʊ] geschlossenere Diphthong.



Anders als seit der Verleihung des Literaturnobelpreises an den türkischen Autor in den deutschsprachigen Medien häufig zu hören war, wird weder sein Vor- noch sein Nachname auf der ersten Silbe betont. Die korrekte Aussprache des Namens lautet somit: [oɾˈhan paˈmuk]. Dass die Betonung auf die letzte Silbe fällt, ist im Türkischen vielmehr die Regel als eine Besonderheit. Ausnahmen stellen neben Fremdwörtern und Eigennamen vor allem suffigierte Wörter dar, die im agglutinierenden Türkischen keine Seltenheit sind.



Letzte Aktualisierung:
21. Januar, 16:07
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