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Donnerstag, 7. Juni 2007
Staats- und Regierungschefs beim G8-Gipfel [Fester Link zum Beitrag]
Aus aktuellem Anlass hier die richtige Aussprache der Namen der Staats- und Regierungschefs, die am G8-Gipfel in Heiligendamm teilnehmen:

Kanadisches Englisch ist eine Varietät, die der US-amerikanischen in vielen Punkten ähnelt. Eine Gemeinsamkeit stellt beispielsweise die Rhotizität dar. Aus diesem Grund spricht sich der Name Stephen Harpers, des kanadischen Premierministers, [ˈstiːvn̩ ˈhɑɹpɚ].

Im Französischen liegt die Betonung stets auf der letzten Silbe. Aufgrund dieser Regelmäßigkeit ist sie in zahlreichen Französischwörterbüchern nicht eingetragen. Eine wichtige Rolle spielen die Vokale bei der Aussprache des Namens des neuen französischen Präsidenten, Nicolas Sarkozy, die wie folgt lauten muss: [nikɔˈlɑ saʀkɔˈzi]. Notabene: [ɑ] fällt für fast alle französischen Sprecher mit [a] zusammen, [ɔ] für viele Sprecher mit [o].

Den Namen Angela Merkels auszusprechen, fällt zahlreichen französischen und englischen Journalisten schwer. Verwirrung stiftet vor allem die Buchstabenfolge ng, die weder nur als nasaler Velar noch als solcher mit einem postalveolaren Frikativ im Schlepptau gesprochen wird. Für die meisten Deutschen hingegen dürfte nicht neu sein, dass man ihre Kanzlerin wie folgt ausspricht: [ˈaŋɡela ˈmɛʁkl̩]. Die R-Vokalisierung im Nachnamen ist vom einzelnen Sprecher und von dessen Tempo abhängig.

Zahlreiche Deutsche wiederum haben an der Aussprache des Namens des italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi zu knabbern. Hauptgrund hierfür ist der erste Vokal seines Nachnamens, der im Deutschen nur kurz vorkommt. Da die Vokallänge jedoch deutlich hörbar ist, weichen viele auf die im Deutschen übliche geschlossenere o-Variante aus. In seinem Heimatland spricht man den Politiker: [roˈmaːno ˈprɔːdi].

Der Japaner Abe Shinzō (Japanisch: 安倍晋三) hat neben politischen Positionen auch einen Laut im Gepäck, der höchstens seinem russischen Kollegen bekannt vorkommen dürfte. In seinem Vornamen kommt ein stimmloser alveolopalataler Frikativ vor. Mit den Vokalen dürfte vor allem Romano Prodi keine Mühe haben, da das Japanische wie das Italienische e im Auslaut nicht reduziert. Die komplette Aussprache des Namens lautet: [abe ɕinzoː].

Die Hauptschwierigkeiten für Ausländer stellen im Russischen die Palatalisierung und die Vokalreduktion dar. Beide Phänomene kommen beim Namen des russischen Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin (Russisch: Владимир Владимирович Путин) zum Tragen. Die korrekte Aussprache ist: [vɫʌˈdʲimʲɪr vɫʌˈdʲimʲɪrəvʲitɕ ˈputʲɪn].

Der Gastgeberin am vertrautesten dürften die Namen der Gäste aus Großbritannien und den USA sein: Der britische Noch-Regierungschef Tony Blair spricht sich [ˈtəʊni blɛə]. Der US-Präsident George W. Bush wird [dʒɔɹdʒ ˈdʌbl̩juː bʊʃ] ausgesprochen, wenn man davon ausgeht, dass sein Zweitvorname Walker nur als Initial erscheint.

Letzte Aktualisierung:
21. Januar, 16:07
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