Mittwoch, 7. Oktober 2009
Wörter-[buːx] XIII [Fester Link zum Beitrag]
  • Elektrostal (Электросталь): [ɪlʲɪktrʌˈstalʲ]
  • Gcina Mhlope: [ˈɡǀʱiːna ˈmɬɔːpe]
  • Erlend Øye: [ˈæːɭən ˈœ̯ɥə]
  • PASOK (ΠΑΣΟΚ): [paˈso̞k]
  • Jan Skácel: [jan ˈskaːt͜sɛl]
  • Arjen Robben: [ˈɑɾjən ˈɾɔbən]
  • José Sócrates Carvalho Pinto de Sousa:
    [ʒuˈzɛ ˈsɔkɾɐtɯʃ kɐɾˈvaʎu ˈpĩntu dɯ ˈsozɐ]
  • Scotstoun: [ˈskɒt͜stən]
Anmerkung zu Gcina Mhlope: Die Lautung des Namens der Geschichtenerzählerin aus Südafrika bezieht sich auf die Muttersprache ihrer Mutter, Xhosa. Anders als mitunter behauptet wird, sind es nicht nur Khoisan-Sprachen (wie !Xóõ mit dem weltweit wohl größten Lautinventar von über 150 Phonemen), in denen Klicklaute vorkommen; Xhosa ist, wie Zulu, eine Bantu-Sprache der Niger-Kongo-Familie. Im Xhosa kommen drei Schnalzlaute, wie man diesen Typus auch nennt, vor: Erstens der dentale Klick [ǀ] der orthografisch als ›c‹ repräsentiert wird; phonetisch ähnelt er dem Geräusch, durch das hierzulande Tadel ausgedrückt und das im Englischen oft ›tut‹, im Deutschen meist ›Ts(k)!‹ geschrieben wird. Für, zweitens, den (post)alveolaren Klick [ǃ] steht das ›q‹ im Alphabet, während, drittens, der alveolar-laterale Klick [ǁ] durch ›x‹ ausgedrückt wird – wie in ›Xhosa‹, das demnach [k͜ǁʰɔːsa] lautet. Was diese Transkriptionen im Übrigen auch verdeutlichen, ist die Unzulänglichkeit der Klick-Symbole im Internationalen Phonetischen Alphabet: Die Zeichen für den dentalen bzw. alveolar-lateralen Klick, bis 1989 [ʇ] bzw. [ʖ] geschrieben, ähneln denen, die intonatorische Grenzen anzeigen ([|] bzw. [‖]), und – vor allem in serifenlosen Schriften – Buchstaben wie ›I‹ oder ›l‹. Auch erscheint mir das alte [ʗ] eindeutiger als das aktuelle [ǃ]. Es wäre zu wünschen, ist aber unwahrscheinlich, dass die Entscheidung nach 20 Jahren revidiert wird. Immerhin ist die Symbolform des lateralen Frikativs [ɬ], der ebenfalls im Xhosa und in Mhlopes Namen vorkommt, klar von anderen Zeichen unterscheidbar.



Sonntag, 7. Juni 2009
Wörter-[buːx] XII [Fester Link zum Beitrag]
  • Arcandor: [aʁˈkandoːɐ̯]
  • Rubens Gonçalves Barrichello: [ˈhubẽɪ̯̃s ɡõˈsaʊ̯vɪs bahiˈkɛlʊ]
  • Peter Chotjewitz: [ˈpeːtɐ ˈkɔtjəvɪt͜s]
  • Hélène Cixous: [eˈlɛn sikˈsus]
  • Diaspora: [diˈaspora] (dt.)
  • Louis van Gaal: [luˈi fɑn χaːl]
  • Anna Karenina (Анна Каренина): [ˈanə kʌˈrʲenʲɪnə]
  • Tiān’ānmén (天安门): [˥˥ tʰi̯ɛn ˥˥ an ˧˥ mən]
Anmerkung zu Arcandor: Die Nachrichtenagentur ›dpa‹ hat in dieser Woche eine Linguistin zur Aussprache des Konzernnamens befragt und wollte wissen, ob man das Kunstwort nur auf der zweiten oder auch auf den anderen beiden Silben betonen könne. Elke Ronneberger-Sibold von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ließ wissen: »Keine dieser Aussprachen ist falsch. […] Die Betonung hängt nur von unterschiedlichen Sprachmustern ab.« Und weiter in indirekter Rede: »Betone man die ersten beiden Silben, entspreche dies der Tonposition in germanischen Sprachen, wie etwa im Wort Alkohol. Liegt die Betonung auf den hinteren Silben, richte sie sich nach lateinischen Lehnwörtern wie Abitur.« Diese Aussagen bedürfen der Korrektur, auch wenn ich ihre Qualität nicht der Professorin anlasten möchte; sie mag in der Meldung verkürzt oder falsch wiedergegeben worden sein. Zum Ersten existiert, was die Lautung von Propria angeht, sehr wohl eine Instanz, die über falsch oder richtig entscheidet: der Namensinhaber – anders als etwa bei Appellativen, wo sich eine Sprechergemeinschaft, von der kein Mitglied ›Besitzansprüche‹ auf ein Wort erheben kann, auf eine Aussprache einigen muss. Die oben angegebene Lautung [aʁˈkandoːɐ̯] ist demnach die einzig korrekte, weil vom Träger der Wortschöpfung für richtig befunden. Notabene: die einzig korrekte, nicht die einzig mögliche. So ist es auch nicht falsch, beispielsweise den deutschen Nachnamen ›Schmid‹ als [ʃmɪt] auszusprechen; dagegen, so genannt zu werden, protestierten indes diejenigen, die sich bei derselben Schreibweise [ʃmiːt] aussprechen, mit Recht. – Zum Zweiten ist die Aussage, dass keines der Betonungsmuster einem der anderen vorzuziehen sei, nicht präzise. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die Fuß- bzw. Morenstruktur oder das Silbengewicht (da streiten sich die Phonologen) Einfluss auf den präferierten Wortakzent nimmt, wenn man deutsche Muttersprachler morphologisch opake Pseudowörter aussprechen lässt. ›Arcandor‹ besteht aus drei Silben, die – durch einen Coda-Konsonanten oder einen Diphthong im Nukleus – alle schwer und zweimorig sind, wobei nur die zweite Silbe in jedem Fall geschlossen ist. Für Wörter mit der Struktur VC.VC.V bzw. V.VC.V (die Onset-Konsonanten interessieren hier nicht) kann man eine Pänultima-Betonung vorhersagen, die in entsprechenden Experimenten auch mehr als drei Viertel der Versuchspersonen produzierten. Es gibt zu dieser Regel lexikalische Ausnahmen, aber eine starke Tendenz besteht und sollte nicht verschwiegen werden.

Anmerkung zu Diaspora: Vor Kurzem hörte ich eine Aussprache dieses Wortes mit Betonung auf der vorletzten Silbe. Das ist im Deutschen ungewöhnlich und scheint von Begriffen wie ›Diaphragma‹ [diaˈfʁaɡma] oder ›Diabetes‹ [diaˈbeːtɛs] beeinflusst zu sein. Interessant ist, dass die deutsche Lautung nicht von der griechischen abgeleitet werden kann: Im Fall von διάφραγμα [diápʰraɡma], dem griechischen Wort für ›Zwerchfell‹, findet sich im Original die Betonung, die wir bei ›Diaspora‹ haben – nur dass diesem deutschen Wort das griechische διασπορά [diasporá] für ›Verstreuung‹ mit einer ganz anderen Betonung zugrunde liegt. Nur bei διαβήτης [diabɛ́ːtɛːs] ist der Wortakzent erhalten geblieben. Woher die Betonung von ›Diaspora‹ kommt, die selbst unter den ›Dia-‹ beginnenden Begriffen im deutschen Wortschatz relativ allein dasteht, ist mir unbekannt. Ich kann nur darauf hinweisen, dass mehrere europäische Sprachen den Akzent auf dieselbe Weise platzieren, etwa ›diáspora‹ [diˈaspoɾa] im Spanischen bzw. [diˈaspoɾɐ] im Portugiesischen, ›diaspora‹ [diˈaspora] im Italienischen, ›диаспора‹  [dʲɪˈaspərə] im Russischen oder im Englischen – gleichfalls mit erheblicher Veränderung der Vokalqualitäten – ›diaspora‹ [daɪ̯ˈæspəɹə]. Ausnahmen sind Sprachen mit fixierter Betonung wie Französisch, dort heißt es ›diaspora‹ [djaspɔˈʀa], Ungarisch mit seiner Variante ›diaszpóra‹ [ˈdiɒspoːrɒ] oder Georgisch, das mit დიასპორა [diˈɑsp’ɔrɑ] das griechische Wort benutzt, wie das auch Japanisch und Koreanisch tun, und rein zufällig durch den üblichen Akzent auf der Antepänultima die Originalbetonung reproduziert.



Donnerstag, 21. Mai 2009
Wörter-[buːx] XI [Fester Link zum Beitrag]
  • Michail Afanas'evič Bulgakov (Михаил Афанасьевич Булгаков):
    [mʲɪxʌˈil əfʌˈnɑsʲjɪvʲɪtʲɕ bʊlˈɡɑkəf]
  • Grafite: [ɡɾaˈfit͜ʃɪ]
  • Gráinne: [ˈɡɾˠaːnʲə]
  • Sergio Marchionne: [ˈsɛrd͜ʒo marˈkjɔnːe]
  • Tadeusz Różewicz: [taˈdɛuʃ ruˈʒɛvʲitʃ]
  • Marija Jur'evna Šarapova (Мария Юрьевна Шарапова):
    [mʌˈrʲijə ˈjurʲjɪvə ʂʌˈrɑpo̞və]
  • Peter Sodann: [ˈpeːtɐ zoˈdan]
  • Dramatis Personae: [ˈdraːmatɪs pɛrˈsoːnaɪ̯] (lat.)
    bzw. [ˈdʁaːmatɪs pɛɐ̯ˈzoːnɛ] (dt.)
Anmerkung zu Grafite: Seit der Fußballer in Deutschland spielt, wird die Aussprache seines Spitznamens – bürgerlich heißt er Edinaldo Batista Líbano [ɛdʒiˈnaʊ̯dʊ baˈt͜ʃista ˈlibanʊ] – heiß diskutiert. Dabei gab es mehrere Umschwünge in der jeweils vorherrschenden Ansicht: Zunächst dominierte die naive Meinung, der Mann würde auf eine Weise ausgesprochen werden, die im Deutschen mit [ɡʁaˈfiːtə] brauchbar wiedergegeben sei. Dann setzte sich die Überzeugung durch, die Lautung müsse derart sein, dass [ɡʁaˈfɪt͜ʃ] oder [ɡʁaˈfɪt͜ʃi] die angemessene Eindeutschung sein, wobei Letzteres verdächtig nach den Fidschi-Inseln klang. Die bisher letzte Stufe besteht in einem Rückfall auf die erste Position, angereichert durch die Sicherheit, die zweite Ansicht werde höchstens von Ignoranten vertreten. Wasser auf die Mühlen der Vertreter der dritten Variante lieferte ein Interview mit Grafite (was übrigens ein portugiesisches Wort für ›Graffiti‹ ist) im ›Aktuellen Sportstudio‹, das man hier ansehen kann (ab 4’55”). Von dem, was der Fußballer selbst zu seinem Namen sagt, versteht man allerdings wenig; vieles geht im Applaus oder im Voiceover des Übersetzers unter. Zu hören sind unter anderem [ɡɾaˈfitɪ], [ɡɾaˈfit͜ʃɪ] und [ɡɾaˈfite]. Zu letzterer Aussprache sagt der Dolmetscher am Ende, diese sei – nicht mal das versteht man so genau – »richtig« oder »wichtig«, nachdem Grafite selbst bekannt hat, er fühle sich durch alle Lautungen seines Namens angesprochen. Was ist nun zutreffend? Ich bin weiterhin der Ansicht, dass das oben angegebene [ɡɾaˈfit͜ʃɪ] korrekt ist. Es scheint mir, als habe der Sportler feststellen müssen, dass man sich außerhalb von Brasilien mit der Originalaussprache seines Namens schwertut, und, weil er ein höflicher Mensch ist, beschlossen, den Deutschen entsprechend entgegenzukommen – so wie ein Schwede oder Deutscher, der ›Peter‹ heißt, sich in England womöglich als [ˈpiːtə] vorstellt, ohne damit ausdrücken zu wollen, so laute der Name in seinem Heimatland. Wer vertiefende Erkenntnisse oder Quellen in dieser Frage hat, möge sich melden.

Anmerkung zu Tadeusz Różewicz: Über die Realisierung der polnischen Grafeme ›sz‹, ›rz‹ und ›ż‹ herrscht Uneinigkeit. Es gibt zwei Positionen: Die erste – meines Erachtens phonetisch plausiblere – besteht in der Annahme, dass die Laute als [ʃ̻] und [ʒ̻], das heißt: mit dem Zungenblatt an den Alveolen artikuliert, richtig beschrieben sind; die zweite hält die Konsonanten für laminal und retroflex, also [ʂ̻] und [ʐ̻]. Unumstritten ist, dass die beiden Laute mit [ɕ] und [ʑ] kontrastieren, die unter anderem den Grafemen ›ś‹ und ›ź‹ entsprechen.



Mittwoch, 21. Januar 2009
Wörter-[buːx] X [Fester Link zum Beitrag]
  • Robert Desnos: [ʀɔˈbɛːʀ dɛsˈnoːs]
  • Athol Fugard: [ˈæθəl ˈfjuːɡɑːd]
  • Gāo Xíngjiàn (高行健): [˥˥ kɑu̯ ˧˥ ɕɪŋ ˥˩ tɕi̯ɛn]
  • Felicitas von Lovenberg: [feˈliːt͜sitas fɔn ˈloːvənbɛʁk]
  • Stanislav Jur’evič Markelov (Станислав Юрьевич Маркелов):
    [stənʲɪˈslaf ˈjurʲjɪvʲɪtʲɕ mʌrˈkʲeləf]
  • Lucien Tesnière: [lyˈsjɛ̃ tɛˈnjɛːʀ]
  • Thukydides (Θουκυδίδης): [tʰoːkydídɛːs] (altgr.) bzw. [θuciˈðiðis] (neugr.)
  • Julija Volodymyrivna Tymošenko (Юлія Володимирівна Тимошенко):
    [ˈjulijɑ ʋoloˈdɪmɪriʋnɑ tɪmoˈʃɛnko]
Anmerkung zu Stanislav Markelov: In diesem Fall ist es einmal mehr interessant zu beobachten, welche Wandlungen die Aussprache eines Namens durch Nachrichtensprecher binnen 24 Stunden durchmachen kann. Die erste ›tagesschau‹, die den Tod des russischen Menschenrechtsanwalts meldete, war die 20-Uhr-Ausgabe am 19. Januar. Jens Riewa sprach den Namen als [ˈstanɪslaf ˈmaːɐ̯kəlɔf] aus – die typische Leseaussprache eines nicht russophonen Deutschen. Das kann passieren, zumal die Meldung kurzfristig in die Sendung gerutscht und der Anwalt zuvor nicht bekannt genug gewesen sein mag, um bereits in der ARD-Aussprachedatenbank verzeichnet zu sein. Dass die gleiche Aussprache am Folgetag in der ›tagesschau‹ um 12 Uhr von Susanne Holst wieder zu hören war, wirkt hingegen wenig professionell. Zudem lief im Anschluss an die Moderation mit der falschen Lautung ein Beitrag von Olaf Bock aus Moskau, in dem wenigstens die Betonung des Nachnamens stimmte. Der Korrespondent sagte [ˈstaːnɪslaf maːɐ̯ˈkeːlɔf]. In der Hauptausgabe desselben Tages war der Nachname als [maʁˈkɛːlɔf] zu hören – von Sprecher Marc Bator mit recht offenem Vokal in der Pänultima artikuliert. Zu der Wortmeldung wurde ein Film von Ina Ruck gezeigt, ihres Zeichens studierte Slawistin und Leiterin des Moskauer ARD-Studios, die – mit erkennbar russischem Zungenschlag – [staːnɪsˈlaf marˈkje̞ːləf] sagte. Caren Miosga, ebenfalls Slawistin, hatte sich offensichtlich vorbereitet: In den ›tagesthemen‹ am 20.1. war von ihr [ˈstaːnɪslaf maːɐ̯ˈke̞ːlɔf] zu hören, im darauffolgenden Beitrag [ˈstaːnɪslaf maːɐ̯ˈkjeːlɔf] – Letzteres wieder von Olaf Bock aus Moskau, der dieses Mal die Palatalisierung des betonten Vokals im Nachnamen durch ein eingeschobenes [j] berücksichtigte. Damit war er nicht weit entfernt von der meines Erachtens idealen phonetischen Eindeutschung des Namens, nämlich [stanɪsˈlaf maːɐ̯ˈkjɛlɔf]. Dabei werden sowohl die Betonungen als auch die Vokalqualitäten des Russischen, so weit wie möglich, gewahrt. Im Deutschen wäre [mɐˈkjɛləf] eine ebenfalls phonologisch akzeptable Form, für den Einsatz in Nachrichtensendungen aber wegen seiner ungewohnten Laut-Buchstaben-Zuordnung nur zweite Wahl.

Anmerkung zu Thukydides: Die Lautung altgriechischer Namen in lebenden Sprachen ist zuweilen sonderbar, wie ich schon einmal in einem Beitrag vor anderthalb Jahren angemerkt hatte. Bei dem Namens des besagten Historikers hat sich von der klassisch attischen zur neugriechischen Lautung – wie man es in rund 2500 Jahren erwarten kann – einiges geändert. Gleich blieb jedoch die Betonung: Sie liegt in jedem Fall auf der vorletzten Silbe, wobei sie heute nicht mehr, wie vermutlich einst im Altgriechischen, als Pitch-Akzent realisiert wird. Merkwürdig ist nun, dass diese Betonung in kaum einer mitteleuropäischen Sprache wiederzufinden ist. Im Deutschen zum Beispiel sagen die meisten Altsprachler [tuˈkyːdidɛs], in Spanien heißt es [tuˈθiðiðes] bei der Schreibweise ›Tucídides‹, Briten schreiben ›Thucydides‹ und sagen [θjuˈsɪdədiːz]. Sprachen mit fixiertem Wortakzent wie das Französische, das ein dem Griechischen ähnliches [tysiˈdid] hat, oder das Polnische, wo es meines Wissens [tukiˈdɨdɛs] heißt, fallen bei dieser Betrachtung heraus.



Mittwoch, 5. November 2008
Wörter-[buːx] IX [Fester Link zum Beitrag]
  • Martti Ahtisaari: [ˈmɑrtːi ˈɑhtisɑːri]
  • Michael Crichton: [ˈmaɪkl̩ ˈkɹaɪtn̩]
  • Gault-Millau: [ɡo miˈjo]
  • Kaupþing banki: [ˈkʰøyːpθiŋk ˈpauɲ̥cɪ]
  • Jean-Marie Gustave Le Clézio: [ʒɑ̃maˈʀi ɡysˈtav ləkleˈzjo]
  • Liblice: [ˈlɪblɪt͜sɛ]
  • Venezia: [veˈnɛtːsi̯a]
  • Wigalois: [ˈviːɡalɔɪ̯s]
Dieses Mal: Keine Anmerkungen, aber vielen Dank an alle Ideenlieferanten!



Montag, 6. Oktober 2008
Wörter-[buːx] VIII [Fester Link zum Beitrag]
Herzliche Grüße gehen an eine Friedensforscherin mit ausdauernden Ohren:
  • Françoise Barré-Sinoussi: [fʀɑ̃ˈswaz baˈʀe sinuˈsi]
  • Chalkidiki (Χαλκιδική): [xalciðiˈci] (neugr.)
  • Csárdás: [ˈtʃaːrdaːʃ]
  • Martina Gedeck: [maʁˈtiːna ˈɡeːdɛk]
  • Lehman Brothers: [ˈliːmən ˈbɹʌðɚz]
  • Cem Özdemir: [dʒɛm ˈœsdeˌmiːɐ̯]
  • Mohammad Reza Pahlavi (محمدرضا پهلوی):
    [mohæˈmːæd ɾeˈzɒː pæhlæˈviː]
  • Somchai Wongsawat (สมชาย วงศ์สวัสดิ์):
    [sǒmtɕʰaːj woŋsàwát]
Anmerkung zum Csárdás: Die Sibilanten des Ungarischen bzw. deren grafemische Umsetzung ist für viele Deutsche ein Buch mit sieben Siegeln. Daher hier eine kompakte Übersicht: ›s‹ steht immer für [ʃ], wie in ›sárga‹ [ˈʃaːrɡɒ], was ›gelb‹ bedeutet, während [s] durch ›sz‹ – wie in ›szem‹ [sɛm] für ›Auge‹ – und [z] durch ›z‹ – wie in ›kéz‹ [keːz] für ›Hand‹ – ausgedrückt wird. Der stimmhafte postalveolare Frikativ [ʒ] wird ›zs‹ geschrieben, etwa in ›zseb‹ [ʒɛb], dem ungarischen Wort für ›Tasche‹. Zu den Affrikaten: [dz] ist – ganz nachvollziehbar – ›dz‹, zum Beispiel in der madjarisierten Schreib- und Sprechweise ›dzadzíki‹ [ˈdzɒdziːki], während für [ts] der einzelne Buchstabe ›c‹ steht, wie in ›kukac‹ [ˈkukɒts] – so nennen Ungarn unter anderem das @-Zeichen. Für [dʒ] kombiniert man einfach die Buchstaben, die für [ʒ] stehen, mit einem ›d‹ und kommt damit zu ›dzs‹; daher schreibt man ›Jazz‹, auf Englisch [dʒæz] gesprochen, im Ungarischen ›dzsessz‹ und spricht es – wie im Deutschen – [dʒɛs]. Die Buchstabenfolge für [tʃ] schließlich ist ›cs‹ – wie am Anfang von ›Csárdás‹ eben.

Anmerkung zu Martina Gedeck: Die Schauspielerin heißt in der Tat wie das, was das wohl bekannteste deutsche Wörterbuch definiert als »Gesamtheit aller für eine Person auf einen Tisch in bestimmter Anordnung hingelegten Gegenstände zur Benutzung bei einer Mahlzeit«. Diese Gesamtheit spricht man allerdings [ɡəˈdɛk].

Anmerkung zu Cem Özdemir: Im Durchschnitt hat sich die Aussprache des Nachnamens in letzter Zeit deutlich verbessert. Noch vor wenigen Jahren war [ˈœts-] weit verbreitet. Der Buchstabe ›z‹ steht im Türkischen, anders als in der deutschen Sprache, invariabel für [z]. Aufgrund der deutschen Auslautverhärtung wird aus dem am Ende der ersten Silbe stehenden /z/ ein [s]. In der Türkei würde man den Namen auf der letzten Silbe betonen; der Politiker scheint sich in seiner Präferenz an die deutsche Intuition angepasst zu haben. Der Weg vom populären, aber der ursprünglichen Lautung unangemessenen Wiedergabe des Vornamens als [tʃɛm] zum adäquaten [dʒɛm] scheint etwas weiter zu sein.



Freitag, 12. September 2008
Wörter-[buːx] VII [Fester Link zum Beitrag]
Dieses Mal mit speziellen Grüßen an eine schreibfreudige Irlandreisende:
  • Balmoral: [bælˈmɒɹəl]
  • Warren Beatty: [ˈwɑːɹən ˈbeɪɾi]
  • Fidel Alejandro Castro Ruz: [fiˈðel aleˈxandɾo ˈkastɾo rus]
  • Drumnadrochit: [ˌdɹʌmnəˈdɹɒxɪt]
  • Henning Mankell: [ˈhɛnɪŋ ˈmaŋkəl]
  • Ottawa: [ˈɑːɾəwə]
  • Sevastopol’ (Севастополь): [seʋɐˈstɔpolʲ] (ukrain.)
    bzw. [sʲɪvʌˈstopəlʲ] (russ.)
  • Brigitte Zypries: [bʁiˈɡɪtə ˈtsyːpʁɪs]
Anmerkung zu Warren Beatty: Andere Träger desselben Namens sprechen ihn [ˈbiːti] aus oder in Nordamerika – wie gezeigt mit Flapping des /t/ – [ˈbiːɾi].

Anmerkung zu Fidel Castro: Die Vokale im Spanischen, auch dem Kubas, sind präziser mit [e̞] und [o̞] anzugeben; sie haben also eine leicht offenere Qualität. In Kuba besteht die Tendenz, sowohl /s/ am Silbenende und vor Konsonanten wie auch das Phonem /x/ als [h] aussprechen. Ich habe sie nicht in die Transkription aufgenommen, da nicht alle Kubaner so sprechen. Die entsprechenden Anpassungen kann man sich leicht denken.

Anmerkung zu Ottawa: Die transkribierte Lautung geht von einer Varietät des Kanadischen aus, in der ›father‹ und ›bother‹ mit demselben Laut gesprochen werden und in der, wie in anderen nordamerikanischen Formen des Englischen, intervokalisches /t/ als Flap [ɾ] realisiert wird. Ein Brite würde wohl [ˈɒtəwə] sagen.



Mittwoch, 3. September 2008
Wörter-[buːx] VI [Fester Link zum Beitrag]
Dieses Mal ein Personennamen-Spezial mit leichtem Schwerpunkt auf dem angloamerikanischen Raum, insbesondere den US-Präsidentschaftswahlen:
  • Paulo Coelho: [ˈpau̯lu ˈku̯eʎu]
  • Glenn Gould: [ɡlɛn ɡuːld]
  • Ruud Gullit: [ɾyːt ˈχʏlɪt]
  • Sergej Viktorovič Lavrov (Сергей Викторович Лавров):
    [sʲɪrˈɡʲej ˈvʲiktərəvʲɪtʲɕ lʌˈvrɔf]
  • Barack Obama: [bəˈɹɑːk oʊˈbɑːmə]
  • Sarah Palin: [ˈsɛɹə ˈpeɪlɪn]
  • Samakra Sunthonwet (สมัคร สุนทรเวช):
    [sàmákʰɾá sǔntʰɔːnwêːt̚]
  • Pete Townshend: [piːt ˈtaʊnzɛnd]
Anmerkung zu Barack Obama: Die korrekte Aussprache war hier schon am 9. Juni vergangenen Jahres zu lesen. Da war der Senator aus Illinois noch einer von acht Kandidaten der Demokratischen Partei für das Amt des US-Präsidenten. Das Ausmaß, das die Berichterstattung über den jungen Mann in Deutschland inzwischen erreicht hat, trägt offenbar kaum dazu bei, dass sich die richtige Lautung des Vornamens durchsetzt. Vielmehr ist umso häufiger die phonetische Insensibilität zahlreicher Sprecher, Moderatoren, Reporter in Funk und Fernsehen zu bestaunen: Da ist zum Beispiel Hillary Clinton zu hören, wie sie den Namen ihres Parteifreundes – natürlich richtig – ausspricht. Den Reporter hindert das nicht daran, in der unmittelbar folgenden Übersetzung des englischen O-Tons etwas wie [ˈbɛrək] zu produzieren. Dabei wäre es denkbar einfach, mit einer Eindeutschung wie [baˈʁaːk] wenigstens die Betonung und im Groben die Vokalqualitäten beizubehalten. Mangelt es an Wissen, Fähigkeiten oder, was ich glaube, an Interesse?



Dienstag, 19. August 2008
Wörter-[buːx] V [Fester Link zum Beitrag]
  • Hú Jǐntāo (胡锦涛): [˧˥ xu ˨˩ tɕin ˥˥ tʰɑʊ]
  • Oskar Lafontaine: [ˈɔskaːɐ̯ ˈlafɔntɛːn]
  • Origano/Oregano: [oˈriːɡano] (it.) bzw. [oˈʁeːɡano] (dt.)
  • Micheil Saakaschwili (მიხეილ სააკაშვილი): [ˈmixɛiɫ ˈsak’aʃviɫi]
  • Martin Scorsese: [ˈmɑːɹtɪn skɔːrˈsɛsi]
  • Aleksandr Isaevič Solženicyn (Александр Исаевич Солженицын):
    [ʌlʲɪˈksandr ɪˈsajɪvʲɪtʲɕ səlʐɨˈnʲit͜sɨn]
  • Tagalog: [tɐˈɡaloɡ] (Tagalog) bzw. [taˈɡaːlɔk] (dt.)
  • Torquay: [tɔːˈkiː]
Anmerkung zu Micheil Saakaschwili: Das Phonem /i/ des Georgischen wird [i̞] gesprochen; /ɛ/ lautet [ɛ̝]. Die Betonung ist – wie die Vokallänge – nicht bedeutungsunterscheidend und dementsprechend schwach. In kürzeren Wörtern wird meist die erste Silbe als betont empfunden; gibt es mehr als drei Silben, existiert eine Präferenz für Betonung auf der Antepänultima. Auf Namen sind solche Regeln natürlich nur bedingt anwendbar.

Anmerkung zu Martin Scorsese: Bei der obigen Angabe handelt es sich um eine Transkription des Namens, wie ihn der Regisseur selbst bei einem Auftritt in einer 2008 gezeigten Folge der US-Fernsehserie Entourage ausspricht. Dafür, dass Scorsese seinen Namen – wie vielerorts behauptet – (auch) [skɔːrˈseɪzi] spricht, gibt es meines Wissens keine Belege.

Anmerkung zu Tagalog: /t/ wird apiko-dental oder apiko-alveolar und, wie alle Plosive dieser Sprache, unaspiriert realisiert, also [t̺⁼]; /l/ ist dental, also [l̪]; /o/ spricht sich [o̞]. Auch im Tagalog, dessen Name hier transkribiert ist, unterscheidet die Vokallänge keine Wörter voneinander, wohl aber tut dies die Betonung. Wie im Georgischen sind betonte Vokale jedoch phonetisch länger als unbetonte.



Dienstag, 24. Juni 2008
Wörter-[buːx] IV [Fester Link zum Beitrag]
In den letzten Wochen gehört und gewundert:
  • Cher: [ʃɛɹ]
  • Fukuda Yasuo (福田 康夫): [ɸɯ̞̥̈kɯ̞̈da jasɯ̞̈o]
  • Henry Kissinger: [ˈhɛnɹi ˈkɪsɪndʒɚ]
  • lizenzieren: [litsɛnˈtsiːʁən]
  • Ľuboš Micheľ: [ˈlʲubo̞ʃ ˈmɪxe̞lʲ]
  • Maxïmo Park: [mækˈsiːməʊ pɑːk]
  • Max Mosley: [mæks ˈməʊzli]
  • Ayrton Senna da Silva: [aˈiɾtõ ˈsena da ˈsiwva]
Anmerkung zu ›lizenzieren‹: Ausnahmsweise kein Personen- oder Ortsname, sondern das deutsche Verb ist gemeint. Wohl noch häufiger als falsch gesprochen gehört, habe ich es demletzt falsch geschrieben gelesen, nämlich *lizensieren. Die von mir genannte Schreibweise und Lautung sind jeweils die kodifizierte. Ich gehe davon aus, dass die nicht-DUDEN-konforme Schreibweise der Ausgangspunkt ist für die Aussprache – und nicht umgekehrt. Die Spekulation, da interferiere womöglich das Verb ›zensieren‹, das so richtig geschrieben ist, halte ich für eher unplausibel. Ich glaube nicht, dass diese beiden Begriffe im Lexikon des Durchschnittssprechers verwechselt werden. Ohne Zweifel erfordert die Aussprache *[-ˈziːʁən] – man denke sich die möglichen Reduktionsstufen bis [-ˈzɪɐ̯n] usw. hinzu – etwas weniger artikulatorischen Aufwand denn [-ˈtsiːʁən], das als korrekt gilt. Alle Gegner der Schreibweise *lizensieren können übrigens hoffen: Der prozentuale Anteil der Belege für *lizensieren an einem geschriebenen Korpus, das ich ausgewertet habe, sinkt nahezu jährlich. 2007 betrug das Vorkommen von *lizensieren gerade noch 56 % des Höchstwerts von 2000.

Anmerkung zu Ayrton Senna: Die Vokalreduktion des brasilianischen Portugiesisch unterscheidet sich hörbar von der, die Sprecher der europäischen Varietät der Sprache produzieren. So wird ein silbenfinales /a/ von den meisten brasilianischen Sprechern weniger stark ›reduziert‹, das heißt: zentralisiert, als von europäischen. Beispielsweise lautet ›vaca‹ (dt. ›Kuh‹) in Portugal [ˈvakɐ]; für Brasilien wäre [ˈvaka̽] als engere Transkription denkbar, wobei das Diakritikum anzeigt, dass der Vokal zur Mitte hin zentralisiert wird, aber seine ursprüngliche Qualität erkennbar bleibt. Zur Vereinfachung schreibe ich oben [a].



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