Montag, 16. Januar 2012
[ɡəˈzuːxt] und gefunden: B [Fester Link zum Beitrag]
Hier kommt der zweite Teil der noch jungen Serie. Auch diesen Artikel plane ich im Laufe der Zeit immer wieder mit neuen Begriffen zu ergänzen:
  • Baalbek
    Anders als Reinbek oder Wandsbek liegt Baalbek nicht in Nord­deutsch­land, sondern im Libanon. Zu Zeiten Alexander des Großen trug die Stadt den Namen Ἡλιούπολις (Sonnenstadt), was in der klassischen, attischen Form des Alt­griechischen [hɛːlióːpolis] und im späteren Koine-Griechisch um die Jahr­tausend­wende wohl [eˈli̯upolis] lautete. Der arabische Name spricht sich heute [bɑˈʕɑlbæk]. Er enthält als erstes Element ›Baal‹ – ein Wort mit der Bedeutung ›Herr, Meister‹, das wir in mehreren (semitischen) Sprachen im Mittelmeerraum, unter anderem dem Hebräischen (vgl. ›Beelzebub‹ mit biblischem Ursprung) und dem Akkadischen, finden. Das zweite Glied bezieht sich auf die Bekaa-Ebene, auf der sich die Stadt befindet. Der Vollständigkeit halber: Neben der geografischen Lage unterscheidet Baalbek und norddeutsche Städte, dass das Element ›-bek‹ bei Letzteren zumeist [-beːk] lautet, also zum Beispiel [ˈʁaɪ̯nbeːk] für ›Reinbek‹. Es geht auf ein niederdeutsches (und im Niederländischen noch heute gebräuchliches) Wort ›Beek‹ zurück, das mit ›Bach‹ verwandt und gleichbedeutend ist. In der Hoffnung, die Aussprache mit langem Vokal grafisch klarer zu machen, wurde das ›c‹ aus dem ursprünglich ›-beck‹ geschriebenen Element getilgt (vgl. auch hier zu Dehnungszeichen). Man kann sagen, dass diese Hoffnung zumindest überregional enttäuscht wurde.
  • Bacchus und Bruschetta
    Ich behandle diese zwei Wörter, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, an dieser Stelle gemeinsam, weil in beiden die Buchstabenkombination ›(c)ch‹ für Unsicherheit bei der Aussprache sorgt. Im Fall von ›Bacchus‹ ist das durchaus begründet: Bei Βάκχος handelt es sich ursprünglich um einen Beinamen von Dionysos, dem griechischen Gott des Weines und Rausches, den man klassisch [bákːʰos] sprach. Als (Bei-)Name des römischen Fruchtbarkeitsgottes Liber etablierte sich die latinisierte Form ›Bacchus‹, die man im Deutschen immer noch verwendet. Sie lautete zu klassischer Zeit [ˈbakʰʊs]. Es ist jedoch wohl der traditionellen Schulaussprache des Lateinischen zuzuschreiben, dass sich im Deutschen [ç] und [x] für ›(c)ch‹, allophonisch verteilt wie in der Muttersprache, durchsetzten. Deswegen heißt es in Deutschland heute üblicher­weise [ˈbaxʊs], während in Österreich die historisch fundiertere Lautung [ˈbakʊs] überwiegt. Im Italienischen dagegen ist die Lage einfacher und klarer: ›(c)ch‹ wird immer [k(ː)] ausgesprochen, weshalb ›Bruschetta‹ [brusˈketːa] lautet.
  • Bad Salzuflen
    Der kritische Teil des Namens beginnt zwar nicht mit ›B‹, aber trotzdem sei hier schnell die korrekte Lautung vermeldet: [ˌbaːt zalt͜sˈˀʊflən] (offenbar von ahd. lōh, ›Wald‹).
  • Bagehot
    Walter Bagehot (1826–1877) war ein britischer Ökonom und Autor. Sein Nachname, der [ˈbæd͡ʒət] gesprochen wird, lebt fort als Titel einer Kolumne über britische Politik in The Economist, einer Zeitschrift, deren Herausgeber Bagehot jahrelang war. Andere Kolumnen tragen ihre Namen ebenfalls nicht ohne Grund, wobei reale Personen für einige weitere Pate standen: Die nach dem britischen Mathe­matiker Charles Babbage [ˌt͡ʃɑːlz ˈbæbɪd͡ʒ] benannte Reihe beschäftigt sich mit Fragen der Wissenschaft. ›Charle­magne‹ – französisch [ʃaʀləˈmaɲ], englisch [ˈʃɑːləmeɪ̯n], deutsch Karl der Große – leiht seinen Namen einem Tagebuch über europäische Angelegenheiten, der General Carl von Clausewitz [ˌkaʁl fɔn ˈklaʊ̯zəvɪt͜s] einem über Verteidigungs- und Sicherheitsfragen und der Wirtschaftswissenschaftler Joseph Schumpeter [ˌjoːzɛf ˈʃʊmpeːtɐ] einem über Wirtschaft und Management. Als Samuel Johnson [ˌsæmjuəl ˈd͡ʒɒnsn̩], ein Lexiko­graf des 18. Jahrhunderts, wird beim Economist über Sprache geschrieben.
  • Bahrain
    Die im Deutschen gebräuchlichsten Lautungen sind [baˈʁaɪ̯n] und [baxˈʁaɪ̯n]. Woher kommt das /x/ im zweiten Fall? Aus dem Arabischen natürlich, wo das kleine König­reich البحرين (al-Baḥrayn) heißt, was sich [ælbæħˈræjn] spricht. Der deutsche velare bzw. uvulare Frikativ ist die bestmögliche Annäherung an den pharyngal-epiglottalen Laut des Arabischen, der bei der phonetischen Anpassung auch häufig ignoriert wird. Bei der Gelegenheit sei erwähnt, dass der in englischen Lehnwörtern im Deutschen verwendete Diphthong [eɪ̯] den Zwielaut des Arabischen vielleicht besser wiedergeben würde als [aɪ̯], aber wesentlich seltener zu hören ist.
  • Butadien
    Dieser chemische Begriff ist als Buta-di-en zu segmentieren. Für Ketten aus Kohlen­stoffatomen verwendet man die Endung ›-an‹ (gesättigte Verbindungen; Alkane), wobei der jeweilige Terminus über ein Zahlwort hergeleitet wird, das die Anzahl der Kohlen­stoffatome angibt. Methan, Ethan, Propan und Butan, die über ein bis vier Kohlenstoff­atome verfügen, durften seinerzeit ihre Namen behalten. Handelt es sich um un­gesättig­te Kohlenwasserstoffverbindungen mit C=C-Doppelbindung (Alkene), wird ›-en‹ statt ›-an‹ angehängt. Je nach Anzahl der Doppel- und Dreifachbindungen steht vor ›-en‹ ein weiteres Zahlensuffix. Butadien ist demnach eine ungesättigte Verbindung mit vier C-Atomen und zwei Doppelbindungen. Man spricht das Wort [butaˈdi̯eːn].



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