Samstag, 8. September 2007
Dracula und seine Landsleute [Fester Link zum Beitrag]
Für die Hauptfigur von Bram Stokers Roman Dracula (1897) diente eine reale Person als Vorlage, und zwar Vlad III. Drăculea, der im 15. Jahrhundert über die rumänische Walachei herrschte. Der Namensbestandteil Drăculea [drəˈkule̯a] bedeutet »Sohn des Drachens«. Ein Beiname, der dieser historischen Figur noch heute oft zugeordnet wird, ist Țepeș (dt. »der Pfähler«). Das erste Zeichen dieses Wortes kommt nur im Rumänischen vor; es handelt sich um ein T, unter dem ein Komma – keine Cedille! – steht. Dadurch ergibt sich die Aussprache [ˈt͜se̞pe̞ʃ]. – Der exklusive Buchstabe kommt auch in dem Namen der Stadt bzw. Provinz Galați vor, die jüngst von starkem Hochwasser betroffen war; der Name lautet [ɡaˈlat͜sʲ]. Silbenfinales i wird im Rumänischen als Palatalisierung des vorangehenden Konsonanten realisiert. Dies gilt auch im Namen der kleinen Stadt, die am schlimmsten überschwemmt wurde: Tecuci spricht man [te̞ˈkutʃʲ]. Der Ort liegt am Fluss Bârlad, sprich [bɨrˈlad].



Bekannt ist, dass Deutsche – laut gewissen Erhebungen jedenfalls – inzwischen mehr Nudeln verzehren als die Italiener. Bei der Aussprache von Wörtern aus deren Sprache hapert es bisweilen jedoch nach wie vor: Der Name des jüngst verstorbenen italienischen Tenors Luciano Pavarotti war hier häufig mit unsilbischem [i] in der zweiten Silbe zu hören. Dabei lautet die korrekte italienische Aussprache [luˈtʃaːno pavaˈrɔtːi]. Dieselbe Regel gilt zum Beispiel für die Automarke Lancia, die man [ˈlantʃa] spricht. Bei der Lautung der Geburts- und Sterbestadt des Sängers, die inzwischen erfreulich oft mit der korrekten Betonung zu hören ist, fällt die Qualität des ersten Vokals auf, der nur von wenigen Deutschen wie im Italienischen artikuliert wird, also: [ˈmɔːdena]. Eine weitere italienische Stadt, deren Endonym genauso betont werden sollte wie deren deutsches Exonym, dies aber selten genug wird, ist Genua [ˈɡeːnu̯a], im Italienischen Genova [ˈdʒɛːnova].

Ein deutscher Privatsender zeigt demnächst die Verfilmung eines Tanklaster-Unfalls, der 1978 auf einem spanischen Campingplatz fast 300 Menschen das Leben kostete. Der Film läuft unter dem Titel Tarragona, dessen Aussprache in den Trailern wenig südländisches Flair vermittelte. Die spanische Aussprache ist [taraˈɰona]. Der erste Laut der dritten Silbe wurde und wird traditionell als [ɣ] transkribiert; allerdings legen sowohl der Höreindruck als auch artikulatorische Untersuchungen nahe, dass es sich nicht um einen velaren Frikativ, sondern um einen Approximanten handelt. Der Campingplatz, auf dem das Unglück geschah, heißt übrigens Los Alfaques (dt. »die Sandbänke«), sprich [los alˈfakes].

Demnächst wird wieder von Romy Schneider zu hören sein, weil diese in drei Wochen ihren 69. Geburtstag gefeiert hätte. Anlass genug, eine kurze Bemerkung zur Aussprache des Künstlernamens der Schauspielerin zu machen. Der Vorname wird, merkwürdigerweise vor allem von älteren Leuten, gerne mit zwei kurzen Vokalen ausgesprochen. Die Standardlautung ist jedoch [ˌroːmi ˈʃnaɪ̯dɐ]. Bürgerlich hieß die Schauspielerin ohnehin Rosemarie Albach.



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