Freitag, 8. Juni 2007
Bei der Aussprache der Portugiesischen ist, wie bereits angemerkt, zwischen europäischem und brasilianischem Standard zu unterscheiden. So wie jeder, der gut oder muttersprachlich das Englische beherrscht, einen Briten von einem Amerikaner sowie diesen von einem Australier unterscheiden kann, wird ein Portugiese einen Landsmann kaum für einen Brasilianer halten. Die Aussprache der großen brasilianischen Stadt, die bis 1960 Hauptstadt des Landes war, lautet vor Ort: [ˈhiu dʒi ʒaˈnei̯ɾu]. Eine Besonderheit des brasilianischen Portugiesisch ist, dass d bzw. t vor [i] und [ĩ] als [dʒ] bzw. [tʃ] gesprochen werden. Ob man den Diphthong ei mit [ei̯] oder [ej] verschriftlicht, ist Geschmackssache.



Lech und Jarosław Kaczyński [Fester Link zum Beitrag]
Anders als zu Zeiten Lech Wałęsas, da viele Sprecher ohne Aussprachewörterbücher an polnischen Namen verzweifelten, ist seit Amtsantritt der umstrittenen Brüder Kaczyński die Herausforderung halbiert, da sich Staatsoberhaupt und Ministerpräsident einen Nachnamen teilen. An der Spitze des Staates steht Lech Kaczyński, dessen Name sich wie [lɛx kaˈtʃɨɲsci] ausspricht. Regierungschef ist Jarosław Kaczyński, dessen Vorname – wie alle polnischen Wörter – auf der vorletzten Silbe betont wird, also: [jaˈrɔswaf kaˈtʃɨɲsci]. Jarosław ist zudem Vorsitzender der Partei Prawo i Sprawiedliwość [ˈpravɔ i spravʲɛˈdlivɔɕt͜ɕ].



Staats- und Regierungschefs beim G8-Gipfel [Fester Link zum Beitrag]
Aus aktuellem Anlass hier die richtige Aussprache der Namen der Staats- und Regierungschefs, die am G8-Gipfel in Heiligendamm teilnehmen:

Kanadisches Englisch ist eine Varietät, die der US-amerikanischen in vielen Punkten ähnelt. Eine Gemeinsamkeit stellt beispielsweise die Rhotizität dar. Aus diesem Grund spricht sich der Name Stephen Harpers, des kanadischen Premierministers, [ˈstiːvn̩ ˈhɑɹpɚ].

Im Französischen liegt die Betonung stets auf der letzten Silbe. Aufgrund dieser Regelmäßigkeit ist sie in zahlreichen Französischwörterbüchern nicht eingetragen. Eine wichtige Rolle spielen die Vokale bei der Aussprache des Namens des neuen französischen Präsidenten, Nicolas Sarkozy, die wie folgt lauten muss: [nikɔˈlɑ saʀkɔˈzi]. Notabene: [ɑ] fällt für fast alle französischen Sprecher mit [a] zusammen, [ɔ] für viele Sprecher mit [o].

Den Namen Angela Merkels auszusprechen, fällt zahlreichen französischen und englischen Journalisten schwer. Verwirrung stiftet vor allem die Buchstabenfolge ng, die weder nur als nasaler Velar noch als solcher mit einem postalveolaren Frikativ im Schlepptau gesprochen wird. Für die meisten Deutschen hingegen dürfte nicht neu sein, dass man ihre Kanzlerin wie folgt ausspricht: [ˈaŋɡela ˈmɛʁkl̩]. Die R-Vokalisierung im Nachnamen ist vom einzelnen Sprecher und von dessen Tempo abhängig.

Zahlreiche Deutsche wiederum haben an der Aussprache des Namens des italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi zu knabbern. Hauptgrund hierfür ist der erste Vokal seines Nachnamens, der im Deutschen nur kurz vorkommt. Da die Vokallänge jedoch deutlich hörbar ist, weichen viele auf die im Deutschen übliche geschlossenere o-Variante aus. In seinem Heimatland spricht man den Politiker: [roˈmaːno ˈprɔːdi].

Der Japaner Abe Shinzō (Japanisch: 安倍晋三) hat neben politischen Positionen auch einen Laut im Gepäck, der höchstens seinem russischen Kollegen bekannt vorkommen dürfte. In seinem Vornamen kommt ein stimmloser alveolopalataler Frikativ vor. Mit den Vokalen dürfte vor allem Romano Prodi keine Mühe haben, da das Japanische wie das Italienische e im Auslaut nicht reduziert. Die komplette Aussprache des Namens lautet: [abe ɕinzoː].

Die Hauptschwierigkeiten für Ausländer stellen im Russischen die Palatalisierung und die Vokalreduktion dar. Beide Phänomene kommen beim Namen des russischen Präsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin (Russisch: Владимир Владимирович Путин) zum Tragen. Die korrekte Aussprache ist: [vɫʌˈdʲimʲɪr vɫʌˈdʲimʲɪrəvʲitɕ ˈputʲɪn].

Der Gastgeberin am vertrautesten dürften die Namen der Gäste aus Großbritannien und den USA sein: Der britische Noch-Regierungschef Tony Blair spricht sich [ˈtəʊni blɛə]. Der US-Präsident George W. Bush wird [dʒɔɹdʒ ˈdʌbl̩juː bʊʃ] ausgesprochen, wenn man davon ausgeht, dass sein Zweitvorname Walker nur als Initial erscheint.



Der chinesisch-amerikanische Architekt wird in seinem Mutterland 貝聿銘 (Pinyin: Bèi Yù Míng) geschrieben. Die hochchinesische Aussprache seines Namens lautet demnach: [˥˩ pei̯ ˥˩ y ˧˥ miŋ]. Sein Hauptwirken findet allerdings in den USA statt, wo er zunächst in der anglisierten Schreibweise Ieoh Ming Pei auftrat. Inzwischen bevorzugt es der Künstler, mit den Initialen statt seinem vollen Vornamen geführt zu werden. Zusammen mit seiner neuen Heimat ergibt sich Aussprache: [aɪ ɛm peɪ].



José Manuel Durão Barroso [Fester Link zum Beitrag]
Der derzeitige Präsident der Europäischen Kommission kommt aus dem Land, in dem eine der an Diphthongen wahrscheinlich reichsten Sprachen Europas gesprochen wird: Portugiesisch. Bei der Aussprache sind die Unterschiede zwischen dem brasilianischen und dem hier relevanten europäischen Portugiesisch zu beachten. Richtig spricht man den Politiker wie folgt aus: [ʒuˈzɛ mɐˈnu̯ɛɫ duˈɾɐ̃ũ̯ bɐˈʁozu]. Differenziert werden muss unter anderem im letzten Namensbestandteil, wo rr in der europäischen Lautung dem [ʁ] entspricht, in Lateinamerika hingegen [x] oder [h] ausgesprochen würde. Ob man den unsilbischen Vokal und Diphthongbestandteil u als [u] oder als [w] notiert, ist eine Frage der Konvention.



45 Jahre seit dem Tod der Popikone sind verstrichen, in denen außerhalb der Anglophonie kaum Notiz von der korrekten Aussprache ihres Nachnamens genommen wurde. Die Be­tonung muss korrekterweise auf der zweiten Silbe liegen, also: [ˈmæɹəlɪn mənˈɹoʊ]. Wie im Amerikanischen üblich, ist das i im Vornamen, von [ɪ] ausgehend, weiter zu [ə] zentralisiert; im Nachnamen steht der im Gegensatz zum britischen [əʊ] geschlossenere Diphthong.



Anders als seit der Verleihung des Literaturnobelpreises an den türkischen Autor in den deutschsprachigen Medien häufig zu hören war, wird weder sein Vor- noch sein Nachname auf der ersten Silbe betont. Die korrekte Aussprache des Namens lautet somit: [oɾˈhan paˈmuk]. Dass die Betonung auf die letzte Silbe fällt, ist im Türkischen vielmehr die Regel als eine Besonderheit. Ausnahmen stellen neben Fremdwörtern und Eigennamen vor allem suffigierte Wörter dar, die im agglutinierenden Türkischen keine Seltenheit sind.



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