Montag, 30. Juli 2007
Eine zugleich amüsante wie interessante Information, welche phonetischen Themen besonders interessieren, stellen die Auswertungen dar, welche Beiträge dieses Blogs am häufigsten angeklickt werden und mit welchen Suchbegriffen die Leute von (meistens) Google hierher kommen. So war es in den letzten Tagen mehrfach die Frage nach der Aussprache oder vielmehr der Betonung des Wortes tatsächlich, die einen oder mehrere Surfer auf diese Seite getrieben hat. Es gibt – tatsächlich – zwei verschiedene Möglichkeiten, den Begriff zu betonen, nämlich [ˈtaːtzɛçlɪç] und [taːtˈzɛçlɪç]. Allerdings fällt es schwer, einem Deutschlernenden zu erklären, wann man wie betont, weil darüber, wie so oft, der Kontext entscheidet: Aus, sagen wir, euphonischen Gründen passt sich tatsächlich mitunter der Betonung von Wörtern an, die folgen oder vorausgehen: Bei einer Phrase wie »die vermeintlichen und tatsächlichen Vorteile« (dieses und alle weiteren Beispiele aus dem DUDEN-Universalwörterbuch) würde ich beide Wörter auf der zweiten Silbe betonen, bei »sein tatsächlicher Name« spricht vieles für eine Betonung auf der jeweils ersten Silbe. Richtig wäre aber in beiden Fällen auch die andere Variante; ob sie von deutschen Muttersprachlern als befremdlich empfunden würde, bleibt zu untersuchen. Allenfalls für konkrete Sätze wie »Ist das tatsächlich wahr?« (erste Silbe) oder dessen Verkürzung »Tatsächlich?« (zweite Silbe) könnte man von einer Betonungstendenz sprechen, die von Idiolekten in gewissem Maße unabhängig ist. Hier zeigt sich, dass die Intonation mit der zugehörigen Semantik in den meisten Sprachen zu Recht als eines der komplexesten und selbst für Muttersprachler oft schwer zu durchdringenden Gebiete gilt.

PS – für alle, die es interessiert: Stark gefragt war in den letzten Tagen der Beitrag zu Pratibha Patil. Dauerbrenner sind die Aussprache Salman Rushdies und, wie zu erwarten, Libyens.



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21. Januar, 16:07
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