Donnerstag, 16. August 2007
Auschwitz [Fester Link zum Beitrag]
Der Name der Stadt, der als Standort eines der größten Vernichtungslager des Dritten Reiches wohl noch lange für die Gräuel des Holocaust stehen wird, existiert in einer deutschen und polnischen Version: Je nach historischer Periode, auf die man Bezug nimmt, eignet sich der eine oder der andere. Vor 1918 und zur Zeit der Besetzung durch das nationalsozialistische Deutschland war der offizielle Ortsname Auschwitz. Das Wort wird Ausch-witz getrennt, und nicht etwa direkt nach dem Diphthong. Schreibweisen, die eine morphologische Verwandtschaft mit ausschwitzen nahezulegen scheinen, seien hier noch einmal ausdrücklich als falsch bezeichnet. Die korrekte Aussprache ist [ˈaʊ̯ʃˌvɪt͜s]. Heute ist der Ort wieder polnisch und trägt seinen ursprünglichen Namen Oświęcim. Im Polnischen ist die übliche Lautung [ɔɕˈfʲɛ̝ɲt͜ɕim]. Der Buchstabe ę (siehe Blog vom 26. Juli) wird vor Plosiven und Affrikaten als nicht-nasalierter Vokal plus mit dem folgenden Laut homorganer Nasal gesprochen. Das Phonem /ɛ/ erscheint vor [ɲ] mit einem geschlosseneren Allophon.
Freitag, 27. Juli 2007
Sławomir Mrożek [Fester Link zum Beitrag]
Der Pole ist bekannt als Prosaautor, Karikaturist und vor allem als Dramatiker. Geboren wurde er 1930 in Borzęcin. Wo das liegt? In der Nähe von Krakau – oder, wie es auf Polnisch heißt, Kraków. Dies spricht man [ˈkrɐ̞kuf], den Geburtsort Mrożeks [bɔˈʒɛnt͜ɕin]. Im Polnischen spricht sich der Buchstabe ę in der Regel [ɛ̃], doch was wäre eine anständige Regel ohne Ausnahme? Vor Plosiven und Affrikaten wird der Vokal denasalisiert und durch einen nasalen Konsonanten am selben Artikulationsort wie der folgende Laut ergänzt. So ist beispielsweise die korrekte Lautung für die pommerische Stadt Lębork [ˈlɛmbɔrk]. Am Wortende spricht man ę als [ɛ]. Im Namen des Autors, der diesen Beitrag angeregt hat, begegnen Nicht-Polen zwei weitere diakritische Hürden: Das »durchgestrichene« l spricht man dafür immer gleich, nämlich [w]. Der Laut, für den hier ż steht, kann im Polnischen auf verschiedene Weise ausgedrückt werden: Auch mit der Buchstabenfolge rz kann man [ʒ] wiedergeben. Die Wörter morze (Meer) und może (er/sie kann) werden also identisch als [ˈmɔʒɛ] gesprochen. Dass, als phonetischer Bonus sozusagen, ź hinzukommt, das man [ʑ] spricht, ist für die Aussprache des Namens unseres Autors hingegen nicht wichtig. Er lautet [swɐ̞ˈvɔmir ˈmrɔʒɛk].
Freitag, 8. Juni 2007
Lech und Jarosław Kaczyński [Fester Link zum Beitrag]
Anders als zu Zeiten Lech Wałęsas, da viele Sprecher ohne Aussprachewörterbücher an polnischen Namen verzweifelten, ist seit Amtsantritt der umstrittenen Brüder Kaczyński die Herausforderung halbiert, da sich Staatsoberhaupt und Ministerpräsident einen Nachnamen teilen. An der Spitze des Staates steht Lech Kaczyński, dessen Name sich wie [lɛx kaˈtʃɨɲsci] ausspricht. Regierungschef ist Jarosław Kaczyński, dessen Vorname – wie alle polnischen Wörter – auf der vorletzten Silbe betont wird, also: [jaˈrɔswaf kaˈtʃɨɲsci]. Jarosław ist zudem Vorsitzender der Partei Prawo i Sprawiedliwość [ˈpravɔ i spravʲɛˈdlivɔɕt͜ɕ].
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