Diese beiden Begriffe dürften vor allem Deutschen bekannt sein, die sich mit Linguistik beschäftigen. Nicht einmal der Fremdwörter-DUDEN führt eines der beiden Wörter. »Overt« bedeutet, dass etwas an der (phonetischen oder orthografischen) Oberfläche realisiert wird, »kovert« das Gegenteil. So muss in Nullsubjekt-Sprachen (auch: Pro-Drop-Sprachen) wie dem Italienischen oder dem Portugiesischen das Subjekt nicht overt realisiert werden; dadurch sind Sätze wie « Ho comprato un computer » (dt. »Ich habe mir einen Computer gekauft«) oder « Vou para casa » (dt. »Ich gehe nach Hause«) möglich. In der Soziolinguistik spricht man von Varietäten, die kovertes Prestige besitzen, wie Kanak Sprak oder Working-Class-Akzente, also einerseits von Menschen gesprochen werden, die nicht in der jeweiligen Gesellschaft als prestigeträchtig empfundene Attribute aufweisen, andererseits gerade dadurch eine als reizvoll angesehene Authentizität oder “street cred” erwerben. Zur Aussprache: Im Deutschen ist die Sache relativ klar, nämlich [oˈvɛrt] und [koˈvɛrt]. Bisweilen hört man eine Anfangsbetonung, wenn die Begriffe in unmittelbarer Nähe konstrastiv verwendet werden. Im Englischen ist es etwas schwieriger: Die jeweils gängigsten Aussprachen von “overt” und “covert” sind [əʊˈvɜːt] (GenAm analog) und [ˈkʌvət] (RP) bzw. [ˈkoʊvɝːt] (GenAm). Nicht selten scheint aber, bei vergleichendem Gebrauch der Begriffe, gewünscht zu sein, dass sich die Aussprachen lediglich durch das Vorhandensein bzw. die Abwesenheit des [k] unterscheiden. Um dies zu erreichen, muss man auf seltenere, nicht aber falsche Lautungen zurückgreifen, nämlich [ˈəʊvɜːt] und [ˈkəʊvɜːt] (GenAm jeweils analog); auch die Betonung auf der zweiten Silbe ist möglich. Das ist sicher besser als die laienhaften Versuche deutscher Linguisten, dem Wort “overt” die britische Standardaussprache von “covert”, ohne den ersten Laut eben, aufzudrücken.
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Letzte Aktualisierung: 21. Januar, 16:07
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