Es gibt ein Gedicht aus den
Fleurs du Mal von Charles Baudelaire, das den Titel
L’Albatros trägt. Der Dichter wird darin mit dem Vogel verglichen: Der eine wie der andere, der sich oberhalb des Irdischen fliegend souverän zu bewegen weiß, ist am Boden durch seine riesigen herabhängenden Schwingen gehbehindert und hässlich. Die erste Strophe des französischen Originaltexts lautet:
Souvent, pour s’amuser, les hommes d’équipage
Prennent des albatros, vastes oiseaux des mers,
Qui suivent, indolents compagnons de voyage,
Le navire glissant sur les gouffres amers.
(Vollständiges Gedicht: Link)
Das Wort
albatros wird im Französischen
[albaˈtʀos] ausgesprochen. Auch wenn man es regelmäßig, selbst von Franzosen, falsch hört: Das
s ist nicht stumm. Unüblich, aber akzeptabel ist es, den Vokal offen zu sprechen. Die Zahl der Wörter im Französischen, in denen
os am Wortende [os] lautet, ist äußerst begrenzt: Ihre Zahl in der aktuellen Auflage des
Petit Robert de la langue française (60.000 Wörter) beträgt rund zwei Dutzend. Höchstens die Hälfte davon ist im Alltag halbwegs gebräuchlich, darunter:
albinos (Albino),
amnios (Fruchtblase),
calvados (Apfelbranntwein),
cosmos (Kosmos),
mérinos (Schafrasse),
rhinocéros (Nashorn),
tétanos (Tetanus) und
thermos (Thermoskanne). Nur sehr wenigen Franzosen dürfte die korrekte Definition von
azygos (Adjektiv für unpaarige Körperteile) oder
kouros (griechische Statue eines jungen Mannes) geläufig sein. Die Gemeinsamkeit fast aller Wörter mit dieser phonetischen Besonderheit ist ihre Herkunft aus dem Lateinischen oder Griechischen. Der Auslaut [ɔs] steht bei einigen der Begriffe in der Präferenz vor der Variante mit dem geschlosseneren Vokal.