DAS PHONETIK-BLOG [foˈneːtɪkˌblɔk]
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Dienstag, 19. Juni 2007
Die Aussprache dieses Wortes fällt Deutschen so leicht, weil auf dem Weg aus seiner Herkunftssprache einige orthographische Anpassungen vorgenommen wurden: So wurde aus dem ungarischen gulyás [ˈɡujaːʃ] das deutsche Gulasch [ˈɡuːlaʃ] – zwei Wörter, die sich fast gleich aussprechen. Missinterpretiert wurde bei der »Transkription« lediglich der Digraph ly, der im Ungarischen als [j] gesprochen wird. Um dieselbe Sache handelt es sich bei gulyás und Gulasch übrigens nicht: Das ungarische Gericht gulyás entspricht der deutschen Gulaschsuppe. Das deutsche Gulasch korrespondiert ungefähr mit zwei Gerichten, die man in Ungarn pörkölt [ˈpørkølt] oder – wenn man dem Essen Sauerrahm beigefügt hat – paprikás [ˈpɒprikaːʃ] nennt. Die Betonung im Ungarischen liegt, wie man sieht, stets auf der ersten Silbe – unproblematisch für jeden Ausländer. Für erhebliche Verwirrung zu sorgen vermag hingegen die Aussprache von s und sz. Auch wenn es der Intuition zuwiderläuft, lautet allein stehendes s im Ungarischen [ʃ], während die Buchstabenkombination sz einem simplen [s] entspricht. Eine Variante des hier erwähnten Essens, das Szegediner Gulasch mit Sauerkraut, spricht sich im Deutschen unter Beachtung der Laut-Buchstaben-Zuordnung des Ungarischen demnach: [ˈsɛɡɛdiːnɐ ˈɡuːlaʃ]. Die ungarische Bezeichnung für das Gericht, Székely gulyás [ˈseːkɛj ˈɡujaːʃ], hat witzigerweise mit der Stadt im Süden des Landes gar nichts zu tun. Sie ist nach dem Namen des Schriftstellers József Székely [ˈjoːʒɛf ˈseːkɛj] gebildet, dem ein Wirt, dessen Vorräte ausgingen, dieses Gericht erstmals serviert haben soll. Die Aussprache des s wird hier durch vorangehendes z zu [ʒ] verändert.

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21. Januar, 16:07
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