Dienstag, 12. Juni 2007
Serviette [Fester Link zum Beitrag]
Vor manchen phonetischen Kuriositäten steht man auch als linguistisch interessierter Muttersprachler ratlos. Das deutsche Wort für ein Papiertuch, das bei und nach dem Essen zum Abwischen des Mundes gedacht ist, lautet »Serviette«. Der Begriff wurde direkt aus dem Französischen übernommen, wo er [sɛʀˈvjɛt] ausgesprochen wird und auch für »Handtuch« oder »Aktentasche« stehen kann. Die einzige mögliche Aussprache dieses Wortes im Deutschen ist laut DUDEN [zɛʁˈvi̯ɛtə]. Es handelt sich im Grunde um einen transparenten Fall der Laut-Buchstaben-Zuordnung. Man müsste meinen: Anders geht es nicht. Allerdings existiert folgende weitverbreitete Lautung: [zɛʁˈviːɐ̯tə] – ein Homophon des Verbs »servieren« in der 1./3. Person Singular im Indikativ bzw. Konjunktiv des Präteritums. Woher kommt das vokalisierte R? Man möchte glauben, auf einen isolierten Fall morpheminternen intrusive r im Deutschen gestoßen zu sein. Mehrere hundert Google-Treffer für die zu dieser Aussprache passendere Schreibweise zeigen: Die »Servierte« ist auf dem Vormarsch – vielleicht.
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