Montag, 24. Dezember 2007
Schengen & andere wichtige Städte [Fester Link zum Beitrag]
Wo liegt eigentlich Schengen? Rund 1500 Menschen könnten auf diese Frage mit »Hier!« antworten. Schengen ist ein luxemburgisches Örtchen im Dreiländereck mit Frankreich und Deutschland; jenseits der Grenze liegen das lothringische Apach – wahrscheinlich [aˈpaʃ] – und das saarländische Perl. Als kleine Gemeinde mag Schengen weniger bedeutsam sein. Durch das Abkommen, das nach dem Ort benannt wurde, dürfte es jedoch für Jahrzehnte in Erinnerung bleiben. Vor wenigen Tagen traten weitere neun Staaten dem sogenannten Schengen-Raum bei, in dem Reisen ohne Passkontrolle an den Grenzen möglich ist. 24 Länder sind nun Vollanwenderstaaten des Abkommens – und die Folgenden sind ihre Hauptstädte, die nun von rund 400 Millionen EU-Bürgern, ohne einen Ausweis vorzeigen zu müssen, besucht werden können. Am äußersten westlichen Rand Europas eröffnet Portugal den Reigen mit Lissabon, in der Landessprache Lisboa [liʒˈβoɐ]. Ebenfalls auf der iberischen Halbinsel, in Spanien, wohnen die Bewohner von Madrid [maˈðɾið], die madrileños [maðɾiˈleɲos]. Am anderen Ende der Reisefreiheit gruppieren sich drei Länder, deren Hauptstädte man nicht oft genug erwähnen kann, weil sie gerne durcheinandergeworfen werden: Nach Estland gehört die kleinste der drei Städte, nämlich Tallinn [ˈtɑlʲːinː], in Lettland liegt Rīga [ˈriːɡa] (nur echt mit Makron!), litauische Hauptstadtbewohner residieren in Vilnius [ˈʋilɲʊs]. Dann geht es für Europakenner wie am Schnürchen Richtung Süden: Polen? Warschau – oder besser: Warszawa [varˈʃava]. Im Vorbeiflug sei angemerkt, dass immer wieder das IPA-Zeichen [ʂ] für den Digraphen sz zu lesen ist. Präzise ist weder dies noch das von mir verwendete Symbol: Es handelt sich um einen laminalen postalveolaren Frikativ [ʃ̻]. Und weiter: Tschechien? Prag, das heißt: Praha [ˈpraɦa]. Österreich? Wien [viːn]. Italien? Roma [ˈroːma], naturalmente. Freunde kühlerer Breiten könnte es nach Norwegen ziehen, etwa in die Hauptstadt Oslo [ˈuʂlu], nach Stockholm [ˈstɔkhɔlm] in Schweden oder ins finnische Helsinki [ˈhɛlsiŋki]. Die deutsche Hauptstadt Berlin [bɛʁˈliːn] – zugegeben! – ist dagegen langweilig. Ebenfalls schwer konkurrieren kann es mit Paris [paˈʀi] in Frankreich und dem griechischen Αθήνα [aˈθina], also Athen. Budapest [ˈbudɒpɛʃt] in Ungarn, Ljubljana [lʲuˈblʲaːna] in Slowenien und Bratislava [ˈbratʲɪsɫava] in der Slowakei muss der geneigte Leser selbst ausprobieren. Wen es nach Malta verschlägt, der möge mir bitte mitteilen, ob für die Hauptstadt Valletta die Lautung [vaˈlɛta] korrekt ist. Fehlen noch das isländische Reykjavík [ˈreiːcaviːk] sowie zwei Länder, deren Hauptstädte in verschiedenen Landessprachen unterschiedlich ausgesprochen werden: Für frankophone Belgier heißt es Bruxelles [bʀyˈsɛl], für niederländischsprachige (oder, wie man auf Französisch so schön sagt, néerlandophones) Brussel [ˈbɾʏsəl]. Luxemburg lautet auf Deutsch [ˈlʊksm̩bʊʁk], auf Französisch [lyksɑ̃ˈbuʀ] und – last, not least – bei der Schreibweise Lëtzebuerg auf Luxemburgisch [ˈlɛt͜səbʊəʀç]. Möchte man eine phonetisch eher komplizierte Sprache hören, ist København [køb̥n̩ˈhɑʊ̯ˀn] in Dänemark ein Ziel erster Wahl. Und wer in einem Land gleich zwei Städte mitnehmen will, der bucht Holland: Amsterdam [ˌɑmstəɾˈdɑm] oder Den Haag [ˌdɛnˈhaːχ] oder beides? As you like it. Grenzkontrollen sind für Schengen-Staatler in keinem Fall zu befürchten.
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