Mittwoch, 21. Januar 2009
Wörter-[buːx] X [Fester Link zum Beitrag]
  • Robert Desnos: [ʀɔˈbɛːʀ dɛsˈnoːs]
  • Athol Fugard: [ˈæθəl ˈfjuːɡɑːd]
  • Gāo Xíngjiàn (高行健): [˥˥ kɑu̯ ˧˥ ɕɪŋ ˥˩ tɕi̯ɛn]
  • Felicitas von Lovenberg: [feˈliːt͜sitas fɔn ˈloːvənbɛʁk]
  • Stanislav Jur’evič Markelov (Станислав Юрьевич Маркелов):
    [stənʲɪˈslaf ˈjurʲjɪvʲɪtʲɕ mʌrˈkʲeləf]
  • Lucien Tesnière: [lyˈsjɛ̃ tɛˈnjɛːʀ]
  • Thukydides (Θουκυδίδης): [tʰoːkydídɛːs] (altgr.) bzw. [θuciˈðiðis] (neugr.)
  • Julija Volodymyrivna Tymošenko (Юлія Володимирівна Тимошенко):
    [ˈjulijɑ ʋoloˈdɪmɪriʋnɑ tɪmoˈʃɛnko]
Anmerkung zu Stanislav Markelov: In diesem Fall ist es einmal mehr interessant zu beobachten, welche Wandlungen die Aussprache eines Namens durch Nachrichtensprecher binnen 24 Stunden durchmachen kann. Die erste ›tagesschau‹, die den Tod des russischen Menschenrechtsanwalts meldete, war die 20-Uhr-Ausgabe am 19. Januar. Jens Riewa sprach den Namen als [ˈstanɪslaf ˈmaːɐ̯kəlɔf] aus – die typische Leseaussprache eines nicht russophonen Deutschen. Das kann passieren, zumal die Meldung kurzfristig in die Sendung gerutscht und der Anwalt zuvor nicht bekannt genug gewesen sein mag, um bereits in der ARD-Aussprachedatenbank verzeichnet zu sein. Dass die gleiche Aussprache am Folgetag in der ›tagesschau‹ um 12 Uhr von Susanne Holst wieder zu hören war, wirkt hingegen wenig professionell. Zudem lief im Anschluss an die Moderation mit der falschen Lautung ein Beitrag von Olaf Bock aus Moskau, in dem wenigstens die Betonung des Nachnamens stimmte. Der Korrespondent sagte [ˈstaːnɪslaf maːɐ̯ˈkeːlɔf]. In der Hauptausgabe desselben Tages war der Nachname als [maʁˈkɛːlɔf] zu hören – von Sprecher Marc Bator mit recht offenem Vokal in der Pänultima artikuliert. Zu der Wortmeldung wurde ein Film von Ina Ruck gezeigt, ihres Zeichens studierte Slawistin und Leiterin des Moskauer ARD-Studios, die – mit erkennbar russischem Zungenschlag – [staːnɪsˈlaf marˈkje̞ːləf] sagte. Caren Miosga, ebenfalls Slawistin, hatte sich offensichtlich vorbereitet: In den ›tagesthemen‹ am 20.1. war von ihr [ˈstaːnɪslaf maːɐ̯ˈke̞ːlɔf] zu hören, im darauffolgenden Beitrag [ˈstaːnɪslaf maːɐ̯ˈkjeːlɔf] – Letzteres wieder von Olaf Bock aus Moskau, der dieses Mal die Palatalisierung des betonten Vokals im Nachnamen durch ein eingeschobenes [j] berücksichtigte. Damit war er nicht weit entfernt von der meines Erachtens idealen phonetischen Eindeutschung des Namens, nämlich [stanɪsˈlaf maːɐ̯ˈkjɛlɔf]. Dabei werden sowohl die Betonungen als auch die Vokalqualitäten des Russischen, so weit wie möglich, gewahrt. Im Deutschen wäre [mɐˈkjɛləf] eine ebenfalls phonologisch akzeptable Form, für den Einsatz in Nachrichtensendungen aber wegen seiner ungewohnten Laut-Buchstaben-Zuordnung nur zweite Wahl.

Anmerkung zu Thukydides: Die Lautung altgriechischer Namen in lebenden Sprachen ist zuweilen sonderbar, wie ich schon einmal in einem Beitrag vor anderthalb Jahren angemerkt hatte. Bei dem Namens des besagten Historikers hat sich von der klassisch attischen zur neugriechischen Lautung – wie man es in rund 2500 Jahren erwarten kann – einiges geändert. Gleich blieb jedoch die Betonung: Sie liegt in jedem Fall auf der vorletzten Silbe, wobei sie heute nicht mehr, wie vermutlich einst im Altgriechischen, als Pitch-Akzent realisiert wird. Merkwürdig ist nun, dass diese Betonung in kaum einer mitteleuropäischen Sprache wiederzufinden ist. Im Deutschen zum Beispiel sagen die meisten Altsprachler [tuˈkyːdidɛs], in Spanien heißt es [tuˈθiðiðes] bei der Schreibweise ›Tucídides‹, Briten schreiben ›Thucydides‹ und sagen [θjuˈsɪdədiːz]. Sprachen mit fixiertem Wortakzent wie das Französische, das ein dem Griechischen ähnliches [tysiˈdid] hat, oder das Polnische, wo es meines Wissens [tukiˈdɨdɛs] heißt, fallen bei dieser Betrachtung heraus.



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21. Januar, 16:07
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