DAS PHONETIK-BLOG [foˈneːtɪkˌblɔk]
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Montag, 1. Oktober 2007
Die deutsche Sprache kennt mehrere Möglichkeiten, die lange Aussprache eines Vokals orthografisch anzuzeigen – neben der Verdopplung des betreffenden Buchstaben, wie in Aal [aːl]. Am häufigsten dienen dazu die Vokale h und e hinter i. In vielen Fällen ergeben sich dadurch Redundanzen: Sowohl Wal als auch Wahl lauten [vaːl]; sowohl Stil als auch Stiel kann man [ʃtiːl] sprechen, wobei [stiːl] als Variante für erstere Graphie möglich ist. An dieser Stelle sei auf einen Fehler im Artikel »Dehnungszeichen« der deutschen Wikipedia hingewiesen, die den Pyhrnpass als Beispiel für ein Dehnungs-h anführt: Tatsächlich spricht man den Pass – je nach Quelle – [pɪʁn] bzw. [pʏʁn], in keinem Fall aber mit langem Vokal. Falls es jemand berichtigen möchte: bitte sehr! Auch eine Korrektur der IPA-Angabe zu dem bayerischen Ort Buchloe wäre angebracht: Man betont ihn nicht auf der zweiten Silbe, sondern [ˈbuːxloːə]. Immerhin taugt die Wikipedia für ein gutes Dutzend nette Beispiele von Dehnungs-e hinter Vokalen außer i: Leider hat sich dort ein weiterer Irrtum eingeschlichen. Im Ortsnamen Schaephuysen kann schlechterdings nicht von einem Dehnungs-e gesprochen werden, wenn der erste Vokal als kurz transkribiert wird. Richtig ist auf Deutsch natürlich [ˈʃaːphyːzn̩]; im Niederländischen, woher der Name sichtlich stammt, müsste es [ˈsχapɦœʏ̯zə] lauten. – Dass außerhalb Norddeutschlands nur wenig Bewusstsein für das Dehnungs-c herrscht, wusste Thomas Mann bereits Anfang letzten Jahrhunderts: Aus dem Familiennamen Buddenbrock [ˈbʊdn̩ˌbʁoːk] machte er die Buddenbrooks, um einer gesamtdeutschen Leserschaft die korrekte Aussprache förmlich aufzudrängen. Bei Städten und Regionen, die sich nicht die Freiheit eines Literaten, die Namensschreibweise anzupassen, nehmen können oder wollen, ist die kurze Aussprache des Vokals längst gang und gäbe, selbst vor Ort, so in Mecklenburg-Vorpommern oder Lübeck, das man einst [ˈlyːbeːk] sprach. Noch geringer als die Zahl derer, die von [ˈmeːklənbʊʁk] sprechen, dürfte die derjenigen sein, die auf Anhieb den Namen des Dörfchens Pouch in Sachsen-Anhalt korrekt artikulieren: Das Phänomen, das zu der Aussprache [poːx] führt, stelle ich hier – um auf den Titel dieses Artikels zurückzukommen – als einziges mir bekanntes Beispiel für ein Dehnungs-u vor.

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21. Januar, 16:07
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